Interview
16.07.2012

Jade Hochschulpräsident Dr. Elmar Schreiber wirbt für ein praxisbezogenes Studium und intensive Betreuung. Foto: Michael Stephan.

An der Jade Hochschule weniger Abbrecher

Frage: Herr Schreiber, in Informatik, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften brechen besonders viele Studenten ab: Fast jeder Zweite hält nicht durch, jeder Vierte verlässt die Hochschule sogar ganz ohne Abschluss. Wie ist das an der Jade Hochschule? Schreiber: An den Fachhochschulen ist die Situation deutlich besser als an den Universitäten. Für die Jade Hochschule fällt dieser Wert nochmal günstiger aus, was u.a. an der engen Betreuung der Studierenden durch die Professoren liegt. Dieses Thema sollten Studierende bei ihrer Suche nach der richtigen Hochschule im Blick haben. Es gibt in anderen Bundesländern Hochschulen, in denen lediglich zwei Professoren für einen Studiengang zuständig sind. Bei uns wird ein Studiengang i.d.R. von fünf  Professoren betreut. Das gewährleistet Qualität in der Lehre, die für uns einen hohen Wert hat. Frage: Hat die Bologna-Reform, also die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen, etwas mit der Abbrecherquote zu tun? Schreiber: Nein, nicht direkt. Es gibt auch keine Studien, die dies deutlich zeigen. Nichtsdestotrotz haben wir uns rechtzeitig Maßnahmen überlegt, wie wir die Reform überarbeiten können und haben sie schließlich zusammen mit Studierenden weiter entwickelt. Die Regelstudienzeit fast aller Studiengänge an der Jade Hochschule wurde von sechs auf mindestens sieben, in vielen Bereichen auch auf acht Semester erweitert. Das hat nicht nur den Vorteil, dass man mehr Zeit für die persönliche Entwicklung hat, auch die Dauer der BAföG-Zahlungen richten sich nach der Regelstudienzeit. Frage: Als Grund für den Abbruch oder den Fachwechsel geben viele Studenten Leistungsprobleme an. So klagen die Abbrecher über zu hohe Anforderungen  und zu viel Stoff im Studium. Wie steht es um finanzielle Probleme? Schreiber: Junge Menschen haben natürlich mit knappen finanziellen Ressourcen umzugehen. Durch allgemeine Stipendien könnte man hieran etwas ändern. Die Jade Hochschule wirbt z.B. erfolgreich Deutschlandstipendien ein und investiert Studienbeiträge in Tutorien, so dass sich unsere Studierenden studiennah Geld dazu verdienen können. Die 7,2 Mio. Euro, die wir im bundesdeutschen Wettbewerb für mehr Qualität in der Lehre gewonnen haben, setzen wir auch in der Studienberatung ein. Durch unterschiedliche Maßnahmen, wie z.B. die Begleitung von Studierenden durch Mentoren aus höheren Semestern, können Leistungsprobleme früh genug erkannt und ihnen optimal begegnet werden.  Frage: Was würden Sie Abiturienten  und auch den Eltern empfehlen, wie man die richtige Hochschule finden kann? Schreiber: Wichtig ist das Betreuungsverhältnis,  und dass man in einer sehr privaten Atmosphäre studieren kann. Das trägt zum Studienerfolg ganz entscheidend bei. Man sollte sich anschauen, was die Hochschule an Maßnahmen getroffen hat, um gut auf den Ansturm der Studierenden vorbereitet zu sein. Es geht natürlich auch darum, das richtige Fach auszuwählen, an dem man Spaß hat. Man sollte nicht danach gehen und ein Fach auswählen, das möglicherweise gerade das Thema ist. Man sollte darauf achten, an welchen Fächern man tatsächlich Spaß hat.
 
Frage: Wer ist denn richtig gut an einer Fachhochschule untergebracht? Schreiber: Derjenige, der ein großes Interesse daran hat, praxis- und anwenderorientiert zu arbeiten.    (aus: NWZ vom 16. Juli; das Interview führte Norbert Wahn)