Vortrag
16.11.2012
„Herumzuspinnen“ ist für den Wilhelmshavener Designer und Coach Andreas Jacobs bei der Ideenfindung mehr als erlaubt. Foto: Sonja Irouschek

„Herumzuspinnen“ ist für den Wilhelmshavener Designer und Coach Andreas Jacobs bei der Ideenfindung mehr als erlaubt. Foto: Sonja Irouschek

Mit Ernie und Bert zu neuen Ideen

Wilhelmshaven. Von grauen Zellen zu bunten Ideen zu kommen – das kann man lernen. Oder anders gesagt: Jeder kann kreativ sein. Das erfuhren die Besucher der Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus (InMWJ) an der Jade Hochschule gestern von dem Wilhelmshavener Designer und Coach Andreas Jacobs, der genau zu diesem Thema referierte: „Von grauen Zellen zu bunten Ideen“.
Wer auf neue Ideen kommen will, muss laut Jacobs zunächst eingetretene Denkpfade verlas-sen, denn die führen immer zum gleichen Ziel. Dabei wiederum komme es auf zwei Dinge ganz besonders an: Darauf, dass man verschiedene seiner „grauen Zellen“ nutzt – nämlich die linke und die rechte Gehirnhälfte – und darauf, dass man die richtigen Fragen stellt. Denn während die linke Hälfte (symbolisiert durch „Bert“ aus der Sesamstraße) alles gezielt und analytisch nacheinander erklärt, hat die rechte (vertreten durch Berts Freund Ernie) einen intuitiven, bildorientierten Weitblick auf alles gleichzeitig, so dass sie erkennt und nicht erklärt. 
Wie man sich dieses Ernie-und-Bert-Prinzip zunutze macht, erklärte Jacobs an verschiedenen Beispielen auch aus seiner Arbeit als Designer. Sein Ansatz dabei: Zunächst wird die Frage nach dem „Warum“ gestellt – und zwar gerne auch einmal aus der kindlichen „Ernie“-Perspektive. Denn wenn ein Kind – beispielweise – fragt, warum es eigentlich regnet, dann meint es nicht die Ursachen, sondern den Sinn und Nutzen des Regens. 
„Herumzuspinnen“ ist laut Jacobs bei der Ideenfindung nicht nur erlaubt, sondern sogar sehr wichtig. Denn wer zunächst erst einmal alles infrage stelle und alle Einfälle zulasse, ohne sich gleich mit deren Logik oder Umsetzbarkeit zu beschäftigen, erhalte jede Menge Anknüpfungspunkte, von denen später immer noch der beste und geeignetste ausgewählt und weiterverfolgt werden könne. In der Praxis lasse sich das ganz unterschiedlich umsetzen. Jacobs berichtete von Brainstormings, bei denen es nur darum geht, möglichst viele Fragen zu stellen, statt gleich Antworten zu finden, und bei denen Kritik grundsätzlich verboten ist. Beides könne zu erstaunlichen Ergebnissen führen.
Im Anschluss an diese Reise durch den kreativen Kopf entwickelte sich noch eine lebhafte Diskussion zwischen Referent und Publikum und zwischen den Zuhörern untereinander. So hatte Andreas Jacobs auch auf die ganz praktische Frage eines Studenten („Aber was mache ich denn nun, wenn ich mit meiner Kursarbeit nicht weiter komme und unter Zeitdruck bin, weil ich sie morgen abgeben muss?“) hilfreiche Tipps auf Lager: Ruhe bewahren und aus dem schon bestehenden Inhalt das herausnehmen, was blockiert: „Auch wenn das genau der Teil ist, den du am besten findest!“ Noch einmal ganz von vorne zu denken oder auch schlicht eine Pause einzulegen, spazieren, joggen oder einen Kaffee trinken zu gehen, helfe häufig schon weiter.
Mehr Informationen zu den Ansätzen von „Ideenverstärker“ Andreas Jacobs gibt es im Internet unter www.andreasjacobs.com. 
Text: Katrin Busch