MWJ
30.10.2015
Almuth Schellpeper.<span>Foto: Sebastain Preiß</span>

Almuth Schellpeper.Foto: Sebastain Preiß

Mobiler Journalismus im südlichen Afrika:

Wilhelmshaven. Welches Potenzial hat mobiler Journalismus im südlichen Afrika? Wie kann er zu mehr Medienpluralität und einer aktiven Bürgerschaft beitragen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Vortrags, mit dem Almuth Schellpeper am Donnerstagnachmittag die Vortagsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus (InMWJ) an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven fortgesetzt hat.

Unter mobilem Journalismus, erläuterte die Referentin, sei die Berichterstattung über das Mobiltelefon zum Beispiel mit Hilfe von SMS, Fotos, Videos und Tonaufnahmen gemeint – und zwar mit dem Ziel, Nachrichten zu sammeln und zu verbreiten.

Schellpeper hat für ihr Forschungsprojekt unter anderem verschiedene Konzepte von Bürgerjournalismus und afrikanischen Journalismuskulturen untersucht. Außerdem hat sie in Sambia, Südafrika und Simbabwe 45 Interviews – 15 pro Land – mit professionellen Journalisten, Bürgerjournalisten und Experten geführt. Aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen, zum Beispiel der politischen Situation, Medienlandschaft, Pressefreiheit, Alphabetisierungsrate und Mobiltelefonnutzung, kam sie in den drei Ländern zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. So werde der mobile Journalismus in Simbabwe nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung genutzt und habe im Hinblick auf mehr Pluralität im Journalismus einen entsprechend geringen Einfluss. Schellpeper führte das vor allem auf die politische Situation in dem Land, konkret auf das autoritäre Regime von Präsident Robert Mugabe zurück.

Insgesamt lasse sich im Hinblick auf die Ausgangsfragen ihrer Arbeit festhalten, dass zwar in allen drei Ländern sowohl Bürgerjournalisten als auch professionelle Journalisten mobilen Journalismus praktizieren, das vorhandene Potenzial aber (noch) nicht ausgenutzt werde. Angesichts der vielen Mobiltelefone – in Afrika gibt es deutlich mehr Mobilfunk- als Festnetz-Nutzer – müsste sich mehr ausrichten lassen, so Schellpeper. Selbstzensur und strenge Mediengesetze würden jedoch die Entwicklung in Richtung einer partizipativen Demokratie beschränken. Dennoch habe der mobile Journalismus in bestimmten Städten und für einige Gemeinschaften eine große Bedeutung.

Almuth Schellpeper ist seit 2009 Dozentin im Masterprogramm International Media Studies der Deutschen Welle Akademie in Bonn. Nach Volontariat und Tätigkeit als Hörfunk- und Fernsehjournalistin arbeitete sie mehrere Jahre in Südafrika, unter anderem als Lehrbeauftragte für Journalismus und Kommunikationswissenschaft am Varsity College in Kapstadt.

Katrin Busch