Jade Modell
20.08.2012
Ziel des „Jade Modells“: Mehr Zeit für die persönliche Entwicklung, für Praxiserfahrung und Auslandssemester. Foto: Michael Stephan

Ziel des „Jade Modells“: Mehr Zeit für die persönliche Entwicklung, für Praxiserfahrung und Auslandssemester. Foto: Michael Stephan

Zehn Jahre Bologna: Ist der Bachelor durchgefallen?

Wilhelmshaven.Oldenburg.Elsfleth. Zehn Jahre nach der Bologna-Studienreform, der Einführung des Bachelor-Master-Systems, ziehen Hochschulexperten eine kritische Bilanz. Das verkürzte Bachelor-Studium würde nicht für die Berufstätigkeit qualifizieren, ein Auslandssemester ins Studium zu integrieren sei nach wie vor schwierig und für Studierende bliebe keine Zeit für die Persönlichkeitsentwicklung. „Studium, Praxis- und Auslandserfahrung in möglichst nur sechs Semestern – das war von vornherein der Kardinalfehler“, sagt auch Dr. Elmar Schreiber, Präsident der Jade Hochschule. Doch die Jade Hochschule hat das Studienmodell schon vor einiger Zeit auf den Prüfstand gestellt und eine Lösung gefunden: das „Jade Modell“.  Und das funktioniert so: Zurzeit studieren in dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften künftige Akademiker für den Bachelor-Abschluss acht Semester, wobei ihnen ein „Mobilitätsfenster“ die Möglichkeit eröffnet, jeweils ein Auslands- bzw. Praxissemester zu integrieren. Ist das sechste Semester erreicht, stehen die Studierenden vor einer bedeutenden Entscheidung: Entweder wählen sie den berufspraktischen Studienzweig, machen nach acht Semestern ihren Bachelor-Abschluss und gehen anschließend direkt in den Beruf. Oder sie setzen sich das Ziel „Master“ und hängen noch zwei weitere Semester hintenan. Wer „Plan B“ bevorzugt, wird bereits im siebten und achten Semester mit dem notwendigen Rüstzeug für den qualifizierten Master-Studiengang versorgt. Auch in diesem stärker wissenschaftlichen Studienzweig wird zu nächst der berufsqualifizierende Bachelor-Abschluss erlangt. Jedoch werden hier noch weitere Fach-Module studiert, die auf den angebotenen sich anschließenden Master-Studiengang, für den sich Interessierte neu bewerben müssen, vorbereiten.  „Die neue, flexiblere Struktur des Studiums im „Jade Modell“ wird dazu beitragen, dass die Absolventen erheblich höhere Qualifikationsziele erreichen können, um ihre Berufsbefähigung und damit auch die Akzeptanz ihrer Ausbildung in der Wirtschaft zu steigern“, sagt Schreiber. Die regionale Wirtschaft hatte ausdrücklich den Wunsch nach mehr Praxisbezug im Bachelor- und Master-Studium geäußert.  In enger Abstimmung mit dem niedersächsischen Wissenschaftsministerium und in Zusammenarbeit mit den Studierenden der Hochschule wurde das „Jade Modell“ als Prototyp entwickelt, der - so Schreiber - „zum Studienschema für das Land und darüber hinaus werden könnte.“ Seit dem vergangenen Wintersemester wird im gesamten Fachbereich Ingenieurwissenschaften und ab Winter 2012/13 auch im Fachbereich Wirtschaft nach dem „Jade Modell“ studiert. Im Fachbereich Wirtschaft ist das Modell leicht angepasst - hier werden sieben Semester einschließlich Praxissemester bis zum Bachelor studiert plus drei weitere, um den Master zu erreichen. „Das Jade Modell soll nicht als der Weisheit endgültiger Schluss angesehen werden“, so Schreiber. „Gut möglich, dass daraus weitergehende Modelle entwickelt werden. Wir sind jedenfalls gespannt, was die Praxis bringen wird.“