kooperativ
04.05.2017
Dörthe Perbandt (Jade Hochschule) und Henning Edlerherr (Maritimes Cluster Norddeutschland e.V.) organisierten das „Forum Maritim“.

Dörthe Perbandt (Jade Hochschule) und Henning Edlerherr (Maritimes Cluster Norddeutschland e.V.) organisierten das „Forum Maritim“. Foto: Jade HS/Maike Arnold

Forum Maritim: „Elsfleth muss sich nicht verstecken“

Umweltschutz in der Seeschifffahrt hat stark an Bedeutung gewonnen. Was bei Autos bereits selbstverständlich ist, nämlich permanente Schadstoffreduzierung und alternative Antriebssysteme zum herkömmlichen Verbrennungsmotor, soll auch in der Schifffahrt selbstverständlich werden. Aus diesem Grund laden das Maritime Cluster Norddeutschland und die Jade Hochschule in regelmäßigen Abständen zum „Forum Maritim“ ein, um dort gemeinsam mit Expertinnen und Experten unterschiedliche Thematiken zu diskutieren. Am gestrigen Mittwoch trafen sich rund 60 Fachleute aus der Hafenwirtschaft sowie Infrastrukturvertreter und Wissenschaftler aus ganz Norddeutschland, um sich rund um das Thema „Assistenzsysteme im Kontext umweltfreundlicher Technologien“ auszutauschen.

Die Eröffnung des Forums

„Wir kommen an der Hochschule an vielen Stellen mit Assistenzsystemen in Berührung und müssen uns daher immer wieder mit der Frage auseinander setzen, wer am Ende darüber entscheidet, wie mögliche Schäden abgewendet werden können“, erklärt Prof. Dr. Manfred Weisensee, Präsident der Jade Hochschule, zur Eröffnung des Forums. Das Forum biete die Gelegenheit, fachliche Diskussionen zu führen, der Politik Anregungen zu überlassen und selbstverständlich auch die Öffentlichkeit über die Projekte zu informieren, führte er weiter aus.

Henning Edlerherr, Projektmanager des Maritimen Clusters Norddeutschland, erläuterte, dass das Forum unter dem Motto „Green Shipping“ stehe. „Auch die Entwicklung moderner Schiffssteuerungssysteme, also die Steigerung von Effizienz und Sicherheit, gehört genauso in diesen Bereich“, erklärte der Moderator des Forums. Der Studienort Elsfleth sei als Forschungsstandort sehr aktiv und deshalb der geeignete Partner für dieses Forum.

Wie funktioniert Wissens- und Technologietransfer?

Die Technologiebeauftragte des Studienortes Elsfleth Dörthe Perbandt erklärte, dass der Wissens- und Technologietransfer das Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sei. Gerade für die Jade Hochschule sei das Netzwerken eine zentrale Aufgabe, sei es doch das Ziel von Hochschulen, durch Praktika und Studienprojekte einen hohen Praxisanteil in der Lehre sicherzustellen – dies sei nur mit Partnern möglich, führte Perbandt weiter aus.

Erprobung einer Steuerkonsole

Wie die Steuerkonsole einer Yacht im hochschuleigenen Schiffsführungssimulator erprobt wurde, berichtete Benjamin Zerhusen. „Wir erproben die Steuerkonsole deshalb im Simulator, weil wir dort immer für exakt gleiche Ausgangsbedingungen sorgen können und dadurch beispielsweise Beeinflussungen durch die Witterungsbedingungen vermeiden können. Dadurch sind unsere Ergebnisse genau vergleichbar“, weiß der wissenschaftliche Mitarbeiter am Fachbereich Seefahrt & Logistik. Nicht nur die Ergebnisse konnten in diesem Projekt gesichert werden, auch darüber hinaus konnten die Beteiligten ein positives Resümee ziehen. Es zeigte sich, dass über eine nun einfach nutzbare Schnittstelle fremde Hard- und Softwarekomponenten zu Evaluationszwecken an den Schiffsführungssimulator angebunden werden können. Dies bietet neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Praxispartnern. Ein Nachfolgeprojekt sei bereits geplant.

Echtzeitnahe Koordination des Offshore-Transports

Thies Beinke von BIBA Bremen erklärte, dass eine Prognose nötig ist, wann ein Überstieg vom Schiff auf eine Windenergieanlage möglich ist. Prognosen, die 36 Stunden vorher erstellt werden, können bis zu 20 Prozent von der Realbedingung abweichen. Wenige Stunden vorher sind die Prognosen zwar viel genauer. Allerdings müssen sich die Betreiber des Schiffes sowie die Betreiber der Anlage schon viel früher entscheiden, ob ein Überstieg möglich sein wird. Um Fehlentscheidungen zu reduzieren und kosteneffizienter zu arbeiten, müssen bessere Vorhersagen möglich sein. Jan-Hendrik Wesuls, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Jade Hochschule, beschrieb die Arbeit des Forschungsprojektes. Aufgrund der relativ langen Planungsvorlaufzeit wegen der großen Entfernung vom Hafen zu den Windanlagen und der Beeinflussung des Übergangs durch Wind, Seegang und Strömung sind Prognosen bisher ungenau. Im Forschungsprojekt wurden aus gegebenen Seegangszuständen erwartete Schiffsbewegungen ermittelt. Daraus können Wahrscheinlichkeiten des Seegangs vorhergesagt werden, woraus die Entscheider_innen ableiten können, wie sich das Schiff bewegen wird. Im Projekt wurden die realistisch zu erwartenden Maximalwerte abgebildet, die dafür sorgen, dass die Prognosen nun genauer sein können.

Automatische Schiffssteuerung

Ein integratives Manöver-Realisierungs-System zur automatischen Schiffssteuerung hat Oliver Köckritz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Seefahrt & Logistik, erarbeitet. Der Doktorand entwickelte eine Verbindung, die zwischen den Systemen der Nautiker und denen der Automatisierungstechniker vermittelte. Dadurch soll der Arbeitsalltag für alle Beteiligten erheblich erleichtert werden.

Vernetzung zwischen den Branchen

Die Arbeit des Maritimen Clusters Norddeutschland (MCN) und des Kompetenzzentrums GreenShipping Niedersachsen stellte Dr. Susanne Neumann, Geschäftsstellenleiterin des MCN vor. Das MCN greife aktuelle Themenstellungen von Unternehmen auf und bringe alle beteiligten Akteure zusammen, die gemeinsam Lösungen erarbeiten. Darüber hinaus unterstützt das MCN die maritimen Akteure bei der branchen- und länderübergreifenden Vernetzung. „Im Fokus steht also die Förderung des wissenschaftlich-technischen Erfahrungsaustausches“, erklärt Neumann. Das Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen beschäftige sich mit ähnlichen Themen. Während im Bereich Forschung und Entwicklung die Jade Hochschule und die Hochschule Emden/Leer beteiligt sind, sind das MCN und das Maritime Kompetenzzentrum Leer (MARIKO) dafür zuständig, das Netzwerk aufzubauen und kontinuierlich zu erweitern.

Fazit

„Elsfleth muss sich nicht verstecken“, resümierte Edlerherr. Die Forschungsergebnisse des Fachbereichs Seefahrt & Logistik zeigen, welche Verbesserungspotentiale möglich sind. Das vielfältige Angebot des Fachbereichs sei ebenfalls beeindruckend, beendete er das Forum und forderte die Gäste zum Austauschen und Netzwerken mit den Expertinnen und Experten ein.



Bild unten
"Hochinteressant, was hier in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Hochschulen entwickelt und geforscht wird", findet Landtagsabgeordnete Karin Logemann, die mit Henning Edlerherr (MCN), Dr. Susanne Neumann (GreenShipping Niedersachsen), Jens Wrede (Wirtschaftsförderung Wesermarsch) und Prof. Dr. Holger Korte (Jade Hochschule) erfreut ist über den Anklang, den diese Veranstaltung fand. (Foto: MCN)