Hydrographie
03.06.2016
Foto: Piet Meyer">Mit GPS-Geräten ausgestattete Schiffe könnten die bisherigen Verfahren zur Messung der Meereshöhe ergänzen. <span>Foto: Ole Roggenbuck/Jade HS</span>

Mit GPS-Geräten ausgestattete Schiffe könnten die bisherigen Verfahren zur Messung der Meereshöhe ergänzen. Foto: Ole Roggenbuck/Jade HS

Hydrographentag: Messung der Meereshöhe

Oldenburg. Die Jade Hochschule war Gastgeber des 30. Hydrographentages der Deutschen Hydrographischen Gesellschaft. 80 Experten aus dem öffentlichen Dienst, der Vermessungsbranche und der Wissenschaft diskutierten am 1. und 2. Juni am Studienort Oldenburg über aktuelle Entwicklungen beispielsweise in der Vermessung von Flusssohlen, See- und Meeresböden, der Messung der Meereshöhe oder über neue Methoden zur Erstellung von Seekarten.

Wie viel Wasser ist unter dem Kiel?

Die Jade Hochschule ist deutschlandweit eine der wenigen Hochschulen, die im Bereich der Hydrographie verstärkt lehrt und forscht. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Ole Roggenbuck, Organisator des Hydrographentages, forscht beispielsweise zur Messung der Meereshöhe. Ziel seines Projektes ist es, unterschiedliche Verfahren zur Messung der Meereshöhe in der Deutschen Bucht zu kombinieren. „Präzise und zuverlässige Informationen über den Meeresspiegel sind für viele Bereiche der Gesellschaft von Interesse: Geowissenschaftler brauchen die Daten um zum Beispiel Strömungsmodelle zu erstellen. Für die Seeschifffahrt ist es wichtig, zu wissen, wie viel Wasser ein Schiff unterm Kiel hat. Der Küstenschutz muss bei ansteigenden Wasserständen tätig werden“, erklärt der Doktorand. Bisher gebe es zwei Standardverfahren zur Bestimmung der Meeresoberflächenhöhe: An Pegelstationen kann die Wasseroberfläche in Küstennähe gemessen werden. Auf dem offenen Ozean werden Satelliten für die Messungen eingesetzt. „Zusätzlich wollen wir mit GPS-Geräten ausgestattete Schiffe einsetzen, die überall messen können. Wenn wir diese drei Techniken kombinieren, können wir ein genaueres Modell der Meereshöhe erstellen.“

Auch Dr. Jörg Reinking, Professor für Auswertetechnik und Mitorganisator des Hydrographentages, befasst sich in einem aktuellen Forschungsprojekt mit der Messung von Gewässerhöhen. „Signale werden per GPS von Satelliten gesendet und - wenn sie auf Wasser treffen - reflektiert“, erklärt er. Diese Reflexion störe das Signal, das vom Satelliten kommt. Aus dieser Störung könne jedoch die Höhe der Wasseroberfläche bestimmt werden. Hierfür hat Reinking ein Auswerteverfahren entwickelt, das die Höhe der Oberfläche zentimetergenau bestimmen kann.

Wie sicher ist eine Wasserstraße für den Schiffsverkehr?

In der Lehre wird Hydrographie an der Jade Hochschule ebenfalls verstärkt thematisiert. So führen die Studierenden im Wahlpflichtfach Messfahrten auf dem hochschuleigenen Schiff durch. „Die Studieren haben beispielsweise auf der Sohle der Hunte verschiedene Punkte aufgenommen und daraus ein digitales Geländemodell des Flussabschnittes erstellt“, sagt Harry Wirth, Professor für Ingenieurvermessung und industrielle Messtechnik. Gewässervermessung sei ein wichtiges Thema, wenn es um die Sicherheit des Verkehrs auf den Wasserstraßen ginge oder um gewässerkundliche Fragestellungen, wie beispielsweise den ordnungsgemäßen Abfluss des Wassers. „Die Ergebnisse hydrographischer Messungen werden auch vor, während und nach Bauarbeiten benötigt. Zudem sind sie heutzutage eine unentbehrliche Grundlage für ökologische Fragestellungen, wie zum Beispiel die Identifikation von Habitaten für Wanderfische.“

Einen TV-Beitrag über den Hydrographentag sendete der Lokalsender oeins am 3. Juni im "Lokalfenster" (ab Minute 21:04).