Dieses Mädchen sitzt am Audiometrietisch und bestimmt die Richtung, aus denen die Geräusche kommen.Foto: Piet Meyer
Jade Hochschule entwickelt einmaliges Diagnosesystem für Kinder
Oldenburg. Um herauszufinden, ob Kinder Schallereignisse lokalisieren können, gibt es derzeit keine zuverlässige Untersuchungsmethode. Das Institut für Hörtechnik und Audiologie an der Jade Hochschule entwickelt derzeit ein Diagnosesystem, das europaweit einmalig sein dürfte.
„Erfassung des Richtungshörens bei Kindern“ (ERKI) heißt das Forschungsprojekt, das vom Land Niedersachsen und der EU gefördert wird. „Wir entwickeln ein Verfahren, mit dem das Richtungshören von Kindern detailliert erfasst werden kann“, berichtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin Katharina Schmidt, die die dafür erforderlichen Messungen an Kindern zwischen sechs und 13 Jahre an einem Audiometrietisch für Kinderuntersuchungen durchführt. Richtungshören bezeichnet die Fähigkeit feststellen zu können, woher ein bestimmtes Geräusch oder eine Stimme kommt.
„Wir freuen uns über jedes Kind in dieser Altersklasse, das uns bei unserer Forschung unterstützt“, sagt die Audiologin. „Die Kinder müssen lediglich Geräusche und Signale hören und die Richtung mit Hilfe eines Zeigeinstruments anzeigen“, erklärt Katharina Schmidt. Dabei leuchten viele bunte Lichter auf, so dass der Hörtest auch noch Spaß macht. Zwischen den einzelnen Tests gibt es Pausen und zur Belohnung am Ende ein Geschenk für die Kinder. Der Test ist somit vollkommen harmlos, aber extrem wichtig für die Forscher, die möglichst viele Daten von Testkindern sammeln müssen, um das Diagnoseverfahren entwickeln zu können.
Warum ist Richtungshören so bedeutsam? „Beim Richtungshören werden die unterschiedlichen Schallereignisse vom Gehirn verarbeitet, die es von beiden Ohren erhält. So können wir die Richtungen erkennen und die Schallquellen zuordnen“, erklärt Prof. Dr. Karsten Plotz. „Wenn wir ein Gespräch in einer geräuschvollen Umgebung führen, ist Richtungshören von großer Bedeutung“, macht der Mediziner klar. „Außerdem erhöht es die Sicherheit im Alltag, weil mögliche Gefahrenquellen wie z.B. im Straßenverkehr besser geortet werden können.“
Rund zwei Stunden dauert der Richtungshörtest, bei dem Eltern nicht dabei sein müssen. „Bei dem Messaufbau, den wir zur Entwicklung unseres Verfahrens verwenden, sind Lautsprecher im Halbkreis um den Sitzplatz des Kindes positioniert. Die Lautsprecher sind durch einen undurchsichtigen Akustikstoff verdeckt. Während des Messvorgangs werden die Hand- und Kopfbewegungen des Kindes erfasst“, klärt Katharina Schmidt auf.
Interessierte Eltern können unter der Telefonnummer 0441/7708-3773 einen Termin mit Katha-rina Schmidt vereinbaren. Sie beantwortet auch Fragen zur Studie. Die Messungen finden in Oldenburg an der Westerstraße statt.