Hörgeräte
14.11.2013
Messung der Übertragungseigenschaften eines Hörgerätes.<span>Foto: Michael Stephan</span>

Messung der Übertragungseigenschaften eines Hörgerätes.Foto: Michael Stephan

Jade Hochschule untersucht Hörgeräteeinstellungen

Oldenburg. Wissenschaftlerinnen der Jade Hochschule haben sprachbasierte Messverfahren für die Einstellung von Hörgeräten weiterentwickelt, um die Anpassung von Hörgeräten zu optimieren. Hörgeräteakustiker können so künftig durch realistischere Messbedingungen Hörgeräte besser an die Alltagsumgebung ihrer Träger anpassen. 
„Wie reagieren Hörgeräte auf Sprache?“ war die Ausgangsfrage der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Alexandra Winkler und der Professorin Dr. Inga Holube vom Institut für Hörtechnik und Audiologie der Jade Hochschule. Bisher wurden Hörgeräte anhand eines Sinustons (Pfeiftons) eingestellt. „Dies gewährleistete zwar reproduzierbare Ergebnissen, führte jedoch zu sehr unnatürlichen Bedingungen“, sagt Holube, „mit Sprachtests und sprachbasierten Messmethoden kann der Alltag von Hörgeräteträgern, unter anderem das Verstehen von Sprache, besser miteinbezogen werden.“ Da Hörvorlieben jedoch ganz individuell ausgeprägt seien, sind nur statistische Mittelwerte möglich. „Wie natürlich ein Ton für jemanden klingt oder wie viel von einem Gespräch verstanden wird, wenn nebenbei das Radio läuft - Alltagssituationen erlebt jeder anders“, ergänzt Winkler. „Und für jeden ist die jeweilige Hörsituation verschieden wichtig.“ Als Testsignal diente das internationale Sprach-Testsignal (ISTS). Dieses wurde zusammen mit der Europäischen Hörgeräteindustrie (EHIMA) entwickelt. Dabei handelt es sich um Signal, das aus sechs verschiedenen Sprachen zusammengemixt ist, darunter arabisch, chinesisch, englisch, französisch, deutsch und spanisch. So können Versuche standardisiert in verschiedenen Ländern durchgeführt werden und die Ergebnisse sind vergleichbar. 
Trotz der Schwierigkeit des unterschiedlichen Hörverhaltens konnten im Rahmen des Forschungsprojektes „Multilinguale Sprachdiagnostik“ und gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Perzentile“ der Europäischen Union der Hörgeräte-Akustiker e.V. (EUHA)   praxistaugliche Empfehlungen für Hörgeräteakustiker entwickelt werden. So wird beispielsweise ein einheitliches Vorgehen bei den verschiedenen Überprüfungsmechanismen vorgeschlagen, mit denen getestet werden kann, ob Hörgeräte richtig eingestellt sind. In regelmäßigen Treffen bearbeiteten sie zusammen mit Partnern aus der Entwicklung, Lehre und Hörgeräteakustik die Möglichkeiten zur Auswertung, Darstellung und Nutzung von Testmessungen im Akustikeralltag.
Das Forschungsprojekt „Multilinguale Sprachdiagnostik“ führte die Jade Hochschule in den vergangenen fünf Jahren in Kooperation mit der Universität Oldenburg und der Medizinischen Hochschule Hannover durch. Bei den Kooperationspartnern lag der Fokus auf der Entwicklung von Hörtests in unterschiedlichen Sprachen.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Inga Holube, 0441-7708-3723, inga.holube@jade-hs.de
Alexandra Winkler, 0441-7708-3741, alexandra.winkler@jade-hs.de