Studie
06.06.2012
Menschen schätzen Wachstum aufgrund des Gefühls, dass es bergauf geht - unabhängig davon, ob sie tatsächlich mehr Geld verdienen - so lautet das Ergebnis einer Studie von Prof. Dr. Michael Neumann.

Menschen schätzen Wachstum aufgrund des Gefühls, dass es bergauf geht - unabhängig davon, ob sie tatsächlich mehr Geld verdienen - so lautet das Ergebnis einer Studie von Prof. Dr. Michael Neumann.

Mehr Wirtschafts-Wachstum macht glücklich

Wilhelmshaven. Dr. Michael Neumann, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Jade Hochschule, hat untersucht, ob mehr Einkommen auch zu einem höheren Wohlbefinden führt. Sein Ergebnis: „Menschen schätzen Wachstum einfach aufgrund des Gefühls, dass es bergauf geht - unabhängig vom hierdurch erreichten höheren Einkommensniveau“, so Dr. Neumann. „Deutschland ist zwar reicher als vor zwanzig Jahren, aber laut Befragungen zur Lebenszufriedenheit trotzdem nicht glücklicher geworden“, sagt Dr. Neumann. „Vergleicht man verschiedene Länder untereinander, so sind die entwickelten, reicheren Volkswirtschaften glücklicher als die ärmeren.“ Doch unter den entwickelten Volkswirtschaften selbst sei der Zusammenhang zwischen Wohlstand und Glück nahezu aufgehoben: „Hier scheint eine Zunahme des Wohlstandes nicht mehr zu einem höheren Wohlbefinden in der Bevölkerung zu führen“, erläutert Dr. Neumann. „Ähnliches gilt im Zeitablauf für einzelne Länder: Auch wenn ein Land reicher wird, steigt die Lebenszufriedenheit zumeist nicht an.“ Ein Grund für den fehlenden Anstieg der Lebenszufriedenheit bei steigendem Wohlstand wür-de darin liegen, dass in den reichen Ländern das Wirtschaftswachstum langsamer verläuft. „Ärmere Länder hingegen können aufholen: Viele dieser Länder haben daher höhere Wachstumsraten.“ Ein niedriges Wachstum aber ginge mit einer weniger optimistischen Stimmung einher: „Mehr Reichtum macht uns zwar zufriedener, aber da mit zunehmendem Wohlstand das Wachstum niedriger ausfällt, sind wir gleichzeitig unzufriedener, weil unsere zukünftigen Aussichten auf noch mehr Wohlstand abnehmen.“ Prof. Dr. Michael Neumann stellte seinen neuen Erklärungsansatz mit entsprechenden empirischen Ergebnissen jüngst gemeinsam mit Anika Jansen vom Bundesinstitut für Berufsbildung auf einer internationalen Konferenz der Wirtschaftswissenschaftler in Wien vor.  Weitere Informationen: 
Prof. Dr. Michael Neumann, 04421-985-2964, michael.neumann@jade-hs.de