Freistrahl
19.10.2015
Die "Freistrahlanlage" im Banter See.

Die "Freistrahlanlage" im Banter See.

Mit dem „Freistrahlverfahren“ gegen „Blaualgen“

Wilhelmshaven. Laut Bericht der Europäischen Umweltagentur für 2010 ist das Wasser in Europas Flüssen, Seen und an den Küsten sehr sauber. Im Banter See in Wilhelmshaven sieht das anders aus. Große Mengen von Cynanobakterien, oft „Blaualgen“ genannt, die dem Menschen gefährlich werden können, waren hier angesiedelt. Prof. Dr. Jürgen Michele und  Prof. Dr.-Ing. Peter Lücking von der Jade Hochschule konnten die Wasserqualität durch den Einsatz des „Freistrahlverfahrens“, durch eine Durchmischung der Wasserschichten, langfristig verbessern.

Seit 15 Jahren forschen die Professoren zu diesem Thema. „Ohne Zirkulation im Gewässer sinkt ein Großteil der Algen zu Boden. Bei einer Hitzewelle kommt es in einem See zu einer stabilen Schichtenbildung. Die Zirkulation des Wassers ist dann stark eingeschränkt – der See droht „umzukippen.“, erklärt Dr. Michele. „Das vorgeschlagene Freistrahlverfahren kann die Schichtung eines Sees destabilisieren, so dass das Plankton durchmischt wird und wieder mehr Sauerstoff in die Tiefe des Gewässers gelangt.“ In den Projektjahren konnten auf diese Art 5.400 Kilogramm Phosphor aus der Wassersäule entfernt und im Sediment abgelagert werden.

Beim „Freistrahlverfahren“ wird mit Sauerstoff gesättigtes Wasser von der Oberfläche in die Tiefe des Sees gepumpt. Der Impuls dieses Strahls reißt auf seinem Weg weitere große Wassermassen mit in die Tiefe. Dieses Wasser mischt sich mit dem Tiefenwasser.
Seit mehr als 50 Jahren wird dieses Verfahren angewandt. Optimiert wurde es jetzt von Prof. Michele: „Dadurch, dass wir den Strahl nicht mehr senkrecht, sondern schräg in den See einführen, vermindert sich die vorher bestehende Gefahr eines Kurzschlusses. Die Sauerstoffeintragseffizienz dieses Verfahrens ist gegenüber den klassischen Methoden der Verfahrenstechnik um mehr als das zehnfache höher.“ Zudem sei der Eintrag von Sauerstoff mit dem vorgeschlagenen Freistrahlverfahren deutlich kostengünstiger als Standardverfahren.

Die Ergebnisse des fünfjährigen Projektes sind für jedermann bei „Research Gate“ verfügbar. Ein Teil der Arbeit liegt inzwischen auch in deutscher Übersetzung vor.