Studie
17.07.2015
Nur etwa 20 Prozent der Exportfahrzeuge erreichen die niedersächsischen Seehäfen per LKW, der Rest wird mit der Bahn transportiert. <span>Foto: Klaus Holocher</span>

Nur etwa 20 Prozent der Exportfahrzeuge erreichen die niedersächsischen Seehäfen per LKW, der Rest wird mit der Bahn transportiert. Foto: Klaus Holocher

Prof. Dr. Klaus Holocher analysiert Automobilumschlag 2014

Elsfleth. Dr. Klaus Holocher, Professor für Hafenmanagement am Fachbereich Seefahrt der Jade Hochschule, hat jetzt die Ergebnisse einer Studie zum Automobilumschlag im Jahr 2014 vorgelegt: Mit 8,6 Millionen umgeschlagenen Fahrzeugen wurde ein neuer Spitzenwert der 10 wichtigsten Nordrangehäfen erreicht. Die niedersächsischen Autoumschlaghäfen legten überproportional zu und erreichten mit gut 1,7 Millionen Fahrzeugen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent. Emden erzielte mit rund 1,3 Millionen Automobilen und einem Zuwachs von 6,5 Prozent vor Antwerpen Platz 3 unter den Nordrangehäfen. Cuxhaven konnte sogar um 6,9 Prozent zulegen und kam mit 392.389 Fahrzeugen auf Platz 5 in der Liga. Bremerhaven und Zeebrügge lagen mit jeweils gut 2,2 Millionen umgeschlagenen Fahrzeugen auf den ersten beiden Plätzen. „Sie dürften weltweit die größten Umschlagplätze für Automobile sein“, folgert der Experte. Für andere große Häfen wie Rotterdam, Amsterdam oder Hamburg hätte der Fahrzeugumschlag nur eine geringe Bedeutung.

„Der Autoumschlag in Emden ist sehr eng mit den Neufahrzeugtransporten des Volkswagen-Konzerns verbunden“, erklärt Holocher. 79 Prozent der umgeschlagenen Fahrzeuge seien exportiert worden, insbesondere VW, Audi und Skoda aus Produktionsstätten in Deutschland, Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Ein beträchtlicher Anteil der Fahrzeuge wurde nach Großbritannien verschifft, wo in 2014 die Nachfrage nach PKW stark zugenommen hatte, sowie nach Nordamerika. Über Emden importiert wurden insbesondere VW-Fahrzeuge aus Spanien, Südafrika und Mexiko.
In Cuxhaven liegt der Exportanteil sogar bei 86 Prozent. Dieser Hafen konnte ebenfalls von dem Nachfrageanstieg in Großbritannien profitieren, dorthin wurden vor allem BMW-Fahrzeuge exportiert. Eine gute Marktposition hat Cuxhaven auch im Export nach Skandinavien, z.B. von VW- und Daimler-Fahrzeugen.

„Der Fahrzeugumschlag lässt sich kaum automatisieren, da hierzu kaum Umschlaggeräte eingesetzt werden, jedes Auto braucht einen Fahrer“, sagt der Professor für Hafenmanagement. Vom Automobilumschlag hänge daher eine große Anzahl von Arbeitsplätzen in Emden und Cuxhaven ab: Bei steigenden Mengen müssen die Umschlagunternehmen ausreichend Fahrer und kajenahe Flächen bereitstellen. Im Hinterlandverkehr werden die Neufahrzeuge bevorzugt in umweltfreundlichen Ganzzügen transportiert. Im Hafen müssen dafür ausreichend Gleise vorgehalten werden, um die Züge be- und entladen zu können, so der Experte.

Die landeseigene Hafeninfrastrukturgesellschaft Niedersachsen Ports hat verschiedene Investitionen angekündigt, um eine weiteres Wachstum des Automobilumschlags zu ermöglichen. In Emden, dem zweitgrößten Autoumschlagsplatz Deutschlands, soll noch im laufenden Jahr ein Dalbenliegeplatz mit einer RoRo-Anlage an der Emspier fertiggestellt werden. Die Planungen für einen Großschiffsliegeplatz als Lückenschluss zwischen Emspier und Emskai sind angelaufen. In Cuxhaven wurde im März dieses Jahres mit dem Bau eines Dalbenliegeplatzes begonnen, der die Autoumschlagkapazität erhöhen wird. Bereits im letzten Jahr waren die Gleiskapazitäten für Autozüge erhöht worden.

Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie sind die deutschen Neufahrzeugexporte im ersten Halbjahr 2015 leicht gestiegen, für das zweite Halbjahr wird ein stärkerer Anstieg erwartet. In Emden wurden bereits in den ersten sechs Monaten 6 Prozent mehr PKW umgeschlagen. Holocher: „Für den steigenden Fahrzeugversand nach USA und Großbritannien, den wichtigsten Zielländern der deutschen Autoexporte, sind die Häfen Emden und Cuxhaven gut aufgestellt.“

Die Studie wurde im Auftrag der Seaports of Niedersachsen GmbH durchgeführt.