Alexandra Winkler.Foto: Piet Meyer/Jade HS
„Promotion im Gespräch“: Alexandra Winkler
In der Reihe "Promotion im Gespräch" werden wöchentlich Doktorandinnen und Doktoranden an der Jade Hochschule vorgestellt. Heute:
Alexandra Winkler. Die 38-jährige forscht zu dem Thema „Validierung von Hörgeräteanpassungen mit Sprachtestverfahren im Labor und im Alltag“. Die Promotion wird in Kooperation mit der Universität Oldenburg durchgeführt und durch das Promotionsprogramm der Jade Hochschule „
Jade2Pro“ gefördert.
Welches Thema bearbeiten Sie in Ihrer Doktorarbeit? Menschen mit einer Hörschädigung müssen im Alltag unterschiedliche Schwierigkeiten bewältigen. Dazu gehören z.B. das Hören der Türklingel, das Verstehen der Kinder, Enkelkinder oder Gesprächspartner in verschiedenen Situationen. Die Kommunikationsprobleme der Hörgeschädigten nehmen stark zu, wenn zusätzlich zur Sprache noch Störgeräusche vorhanden sind. Resultierend aus diesen Problemen ziehen sich viele Betroffene sozial zurück. Zur Verringerung dieses Handicaps, haben laut Bundessozialgericht Schwerhörende einen „Anspruch auf die Hörgeräteversorgung, die nach dem Stand der Medizintechnik bestmögliche Angleichung an das Hörvermögen Gesunder erlaubt, soweit dies im Alltagsleben einen erheblichen Gebrauchsvorteil bietet“. Das schließt auch die Einschränkungen in geräuschvoller Umgebung und das Sprachverstehen in größeren Personengruppen mit ein. Während der Überprüfung des Erfolges einer Hörgeräteversorgung verwendet der Hörgeräteakustiker u.a. Untersuchungsverfahren, die Sprache darbieten. Ob diese Sprachtestverfahren das anvisierte Ziel einer Hörgeräteversorgung näherungsweise abbilden können, ist jedoch weitgehend unklar – das möchte ich in meiner Promotion untersuchen. Die Ergebnisse dieser Arbeiten sollen die Hörgeräteanpassung beim Akustiker optimieren und die Alltagssituationen Schwerhörender besser abbilden.
Warum haben Sie sich für eine Promotion entschieden?Die Anforderungen an Hörgeräte (kleiner, unauffälliger, technisch ausgereift) und auch die Erwartungen der Schwerhörenden an ein Hören mit Hörhilfe fordern und fördern die Entwicklungen von Hörgeräten. Die verschiedenen Untersuchungen beim HNO-Arzt oder Hörgeräteakustiker spiegeln bislang nicht unbedingt den Alltag der Schwerhörenden wieder. Die wissenschaftliche Herangehensweise an diese Fragestellungen in der Promotion hat mich sehr interessiert. Ich erhoffe mir so, die Hörgeräteanpassung beim Akustiker alltagsnäher zu gestalten und zu optimieren.
Warum promovieren Sie an der Jade Hochschule?Ich habe kurz nach der Entstehung des Studienganges „
Hörtechnik und Audiologie“ mein Studium begonnen und habe das Wachsen des Instituts für Hörtechnik und Audiologie und auch der Abteilung
„Technik und Gesundheit für Menschen“ miterlebt. Seit 2009 bin ich wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team von
Prof. Dr. Inga Holube und wollte gern hier promovieren, da mir das Kollegium und Arbeitsklima in unserer Abteilung sehr gut gefällt. Auch hat mir die Zusammenarbeit mit Prof. Inga Holube, ihr Fachwissen und die kritische Herangehensweise gezeigt, wie wichtig die Hörforschung ist. Wir haben bereits bei verschiedenen Fragestellungen für die Hörgeräteindustrie zusammengearbeitet. Durch Kooperationen mit der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Fakultät VI), der HörTech gGmbH und dem Hörzentrum Oldenburg ergibt sich ein interdisziplinärer Zusammenschluss verschiedener Fachkompetenzen.
Wie sieht Ihr Werdegang aus?Im Jahr 2000 habe ich meine Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin erfolgreich abgeschlossen. Nach einjähriger Tätigkeit als Gesellin habe ich 2001 Hörtechnik und Audiologie studiert und mit dem Diplom (2005) und Master of Science (2007) erfolgreich beendet. Seit 2009 bin ich wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Hörtechnik und Audiologie. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit umfasst die Optimierung der Hörgeräteanpassung beim Hörgeräteakustiker anhand von objektiven und subjektiven Methoden. Durch verschiedene Projekte in Kooperation mit der Hörgeräteindustrie und der Europäische Union der Hörgeräteakustiker e.V. konnten ich in Zusammenarbeit mit meinen Kollegen bereits gewonnene Ergebnisse in der täglichen Anpasspraxis von Hörgeräten umsetzen.
Welches berufliche Ziel streben Sie an?Für mich steht erstmal der erfolgreiche Abschluss meiner Promotion im Vordergrund. Anschließend würde ich gern im Forschungsbereich Hörtechnik und Audiologie tätig bleiben. Gern auch in Oldenburg, da wir uns hier auch privat sehr wohl fühlen.