Promotion
03.11.2015
Jürgen Knies.

Jürgen Knies.

„Promotion im Gespräch“: Jürgen Knies

In der Reihe "Promotion im Gespräch" werden wöchentlich Doktorandinnen und Doktoranden an der Jade Hochschule vorgestellt. Heute: Jürgen Knies. Der 44-jährige forscht am Institut für angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik zu dem Thema „Der Raumbezug im zukünftigen Energiesystem“. Die Promotion wird durch das hochschuleigene Programm Jade2Pro gefördert und wird in Kooperation mit der Universität Oldenburg durchgeführt.

Welches Thema bearbeiten Sie in Ihrer Doktorarbeit?
In den Medien ist die Energiewende in erster Linie mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor verbunden. Allerdings spielt der Wärmesektor eine viel größere Rolle, wenn es um die Erreichung der Klimaziele geht.
Ich gehe davon aus, dass Strom und Wärme gemeinsam angegangen werden müssen, und dass das lokale Zusammenspiel von Verbrauchern und Erzeugern mit Hilfe sogenannter Kopplungssysteme zwischen den Energiedomänen eine wichtige Komponente im zukünftigen Energiesystem sein wird. Diese als Hybridnetze bezeichneten Systeme müssen auf die jeweilige lokale Situation hin angepasst werden, was als Energetische Nachbarschaft bezeichnet wird. Überschussenergie z.B. eines Unternehmens (Abwärme, Spitzen bei PV-Strom etc.) werden an die Nachbarschaft direkt bzw. über Kopplungssysteme (Nahwärme, Wärmepumpen, Power-to-Gas – Anlagen etc.) abgegeben. Letztendlich ermöglicht der Ansatz, Energieeffizienzpotentiale auf Gebietsebene zu heben.
Der Arbeitstitel meines Themas lautet: Der Raumbezug im zukünftigen Energiesystem.
Meine Arbeit hat zum Ziel, mit Hilfe eines raumanalytischen Ansatzes Bereiche zu identifizieren (Wo?), in denen ein bestimmtes Set (Was?) an Kopplungsmöglichkeiten (Wie?) besteht. Kommunen und Energieversorger, aber auch einzelne Akteure wie Bürger und Unternehmen können auf dieser Grundlage weitere Ideen konkretisieren und die technische Detailplanung vorantreiben.

Warum haben Sie sich für eine Promotion entschieden?
Am Institut für Rohrleitungsbau und am Institut für Informatik (OFFIS) hatte ich die Gelegenheit, das Thema Energetische Nachbarschaften zu entwickeln und vorzubereiten, so zum Beispiel in einer Machbarkeitsstudie, an der OFFIS, iro und die Hochschule Osnabrück gemeinsam gearbeitet haben. Die Promotion ist für mich somit eine logische Fortführung, um das Thema inhaltlich weiter zu vertiefen. Aber auch den wissenschaftlichen Austausch werde ich weiterführen. So arbeite ich aktuell an einem Antrag für einen Innovationsverbund mit und bringe meine bisherige Mitarbeit am bundesweiten Energieeffizienz-Netzwerk des BMWi ein.

Warum promovieren Sie an der Jade Hochschule?
Die Jade Hochschule ist interdisziplinär aufgestellt und bietet somit sehr gute Voraussetzungen für meinen interdisziplinären Ansatz. Denn nicht nur die Geoinformation, sondern auch Fragen von der Stadtplanung über Rohrleitungsbau und -betrieb bis hin zur Gebäudetechnik spielen eine Rolle.

Wie sieht Ihr Werdegang aus und welches berufliche Ziel streben Sie an?
Mein beruflicher Werdegang ist alles andere als geradlinig. Als Landschaftsökologe gestartet, bin ich nach knapp zehn Jahren der Festanstellung im Planungsbüro vor einigen Jahren in den Wissenschaftsbetrieb mit dem Schwerpunkt Energie gewechselt. Zugegebenermaßen kenne ich mich mit Sauergräsern nicht mehr so aus, aber das vernetzte und systemische Denken eines Landschaftsökologen habe ich beibehalten, so dass ich mir nach Abschluss der Promotion vieles vorstellen kann. Jetzt steht die inhaltliche Fokussierung im Vordergrund, die ein wichtiges Fundament für meinen weiteren Werdegang darstellt.