Melanie Hellwig. Foto: Geert Oeser
"Promotion im Gespräch": Melanie Hellwig
In der Reihe „Promotion im Gespräch“ werden wöchentlich Doktorandinnen und Doktoranden an der Jade Hochschule vorgestellt. Heute:
Melanie Hellwig. Die 42-jährige forscht zu dem Thema „Tabus in den Medien“.
Welches Thema bearbeiten Sie in Ihrer Doktorarbeit?
Ich befasse mich mit Tabus in den Medien. In der Arbeit wird angenommen, dass sich gesellschaftliche Tabus in den Medien widerspiegeln, da die Medien auch Teil der Gesellschaft sind und dieser besonderen Form von Normen unterliegen. Meine Untersuchungen haben ergeben, dass Tabus nicht immer von Dauer sind, sondern, dass sie sich auch abschwächen können und verschwinden. Ein solches Beispiel wird in der Arbeit empirisch untersucht. Erste Ergebnisse bestätigen die Annahmen, dass man an der Berichterstattung der Medien erkennen kann, ob ein Tabu stark und existent ist, es im Schwinden ist oder nicht mehr existent. Hierzu wurde kommunikationshistorisch vorgegangen und eine Inhaltsanalyse über zwei Jahrzehnte vorgenommen.
Ziel der Arbeit ist es, das Tabu für die Kommunikationswissenschaft zu beschreiben und zu definieren, sowie ein Forschungsfeld aufzuzeigen für weitere Untersuchungen. Hierbei gilt es besonders die Auswirkungen dieser speziellen Form von Normen auf Kommunikation darzustellen. Eine differenzierte Abgrenzung zu Geheimnis und Skandal sind hierbei ebenfalls von Bedeutung. Gerade heute wird in den Medien gerne einmal etwas zunächst zum Tabu erklärt, um es dann als Skandal zu vermarkten. Ein solch ökonomisch intendiertes Vorgehen ist hingegen nicht Bestandteil der Arbeit. Sie untersucht den Fall „Wir haben Abgetrieben“ aus dem Stern, welcher zwar durch die Medien transportiert, aber von außerhalb – aus der Frauenbewegung – initiiert wurde.
Warum haben Sie sich für eine Promotion entschieden?
Ich habe in einem internationalen Forschungsprojekt zu Pressefreiheit und Pluralismus in Europa mitgearbeitet (
http://plus.projekt.jade-hs.de/) und bin dabei auf diese Themenidee gestoßen. Mit großer Unterstützung und Ermutigung durch meine Fachvorgesetzte Prof. Dr. Andrea Czepek habe ich mich dann mit Prof. Dr. Markus Behmer (Mitglied der PLUS-Forschergruppe) über die Idee einer Promotion unterhalten und er hat das Thema angenommen. Behmer ist Professor an der Otto-Friedrich Universität Bamberg.
Warum promovieren Sie an der Jade Hochschule?
Ich promoviere extern an der Universität in Bamberg und bin an der Jade Hochschule als Wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt im Bereich Medienwirtschaft und Journalismus. Das Thema ist aber eng an den Studiengang angeknüpft und ist auch schon in Lehrveranstaltungen, wie das Seminar Medienforschung, eingeflossen.
Welches berufliche Ziel streben Sie an?
Meine Promotion habe ich nicht angefangen, weil ich damit ein berufliches Ziel verfolge. Mich hat einfach das Thema sehr interessiert. Ob sich daraus einmal eine neue berufliche Perspektive ergibt, warte ich einfach gespannt ab.
Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?Ich habe Geschichte, Politikwissenschaften und visuelle Kommunikation an den Universitäten Münster und Oldenburg studiert und mit dem Magister Artium abgeschlossen. Nach einer Berufsausbildung zur Online-Redakteurin und einer kurzen Zeit als Freelancerin habe ich an der FH OOW als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang Medienwirtschaft und Journalismus angefangen. Heute bin ich Studiengangsmanagerin für den Studiengang und für den neuen Master Management digitaler Medien und stellvertretende Vorsitzende des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus.