Bericht
28.01.2016
(v.l.) Projektleiter Prof. Dr. Stefan Janßen, Projektmitarbeiter Lena Konrodat, David Skibb und Henrike Büscher.

(v.l.) Projektleiter Prof. Dr. Stefan Janßen, Projektmitarbeiter Lena Konrodat, David Skibb und Henrike Büscher. Foto: Jade Hochschule

Solides Kreditklima in Weser-Ems

Wilhelmshaven. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Kreditklima Weser-Ems“ des Studiengangs Insurance, Banking & Finance der Jade Hochschule unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Janßen wurden regionale Kreditinstitute aus Weser-Ems zum Kreditvergabeklima und Kreditvergabestandards in ihrem Institut befragt. Die Ergebnisse wurden mit bundesweiten Daten der Deutschen Bundesbank verglichen. Es sind jedoch nur die Veränderungen der Kreditvergabestandards gegenüber der Vorperiode erhoben worden, wodurch keine absoluten Aussagen möglich sind.

Regional tätige Kreditinstitute spielen eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region. Durch ihre Einbettung in die Gesellschaft vor Ort verfügen sie über wertvolles Spezialwissen über ihre Kunden und die Region, was sich wiederum im Verhalten der Institute widerspiegelt. „Unser Projekt liefert somit einen direkten Beitrag für die Region Weser-Ems und ermöglicht es, aktuelle finanzwirtschaftliche
Entwicklungen nachzuvollziehen“, sagt Janßen.

Im Rahmen des Projekts wurden im Herbst 2015 zwölf ausgewählte Kreditinstitute aus allen drei Säulen des Bankensystems befragt. Dabei handelt es sich um ca. 17,6 Prozent der Institute mit Sitz in der Region Weser-Ems.  Betrachtet wurden ein privates Kreditinstitut sowie fünf Institute aus der öffentlich-rechtlichen und sechs aus der genossenschaftlichen Säule des deutschen Bankensystems. Gemessen an der aggregierten Bilanzsumme per 31. Dezember 2014 der Kreditinstitute mit Sitz in der Region Weser-Ems halten die untersuchten Häuser einen Anteil von ca. 34,4 Prozent.

„Mit Blick auf aktuelle Trends und Risiken, wie etwa das Niedrigzinsumfeld, den demografischen Wandel oder die Digitalisierung, stehen die Institute in der Region Weser-Ems vor spezifischen Herausforderungen, wobei es hier primär gilt, sich auf die Kerngeschäfte zu  konzentrieren“, sagt Janßen und fasst die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen.

Demnach verhalten sich Privatkunden, Unternehmen und Kreditinstitute in der Region etwas vorsichtiger als im Bundesdurchschnitt. Der Anteil von Banken und Sparkassen abgelehnter Kredite ist in der Region ebenso stabil wie das Kreditvergabeklima, was dem Bundestrend entspricht. Im Rahmen des Kreditgeschäftes mit Unternehmen gaben Kreditinstitute sowohl auf Bundesebene, als auch in der Region Weser-Ems an, dass sich eine gute wirtschaftliche Lage lockernd auf die Kreditrichtlinien ausgewirkt hat.

Mit Blick auf die Region Weser-Ems zeigte sich im Gegensatz zum Bundestrend ein leicht rückläufiger Finanzierungsbedarf von Anlageinvestitionen, Fusionen, Übernahmen und Unternehmensumstrukturierungen. „Im Gegenzug konnte ein erhöhter Finanzierungsbedarf aufgrund von Lagerhaltung und Betriebsmitteln, dem Niedrigzinsniveau sowie hinsichtlich von Umfinanzierungen, Umschuldungen oder Neuverhandlungen festgestellt werden, was im Vergleich zum Bundestrend auf eine konservativere Einstellung der regionalen Unternehmen Hinweist“, so Janßen.

Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten liegt in Weser-Ems hingegen über dem Bundestrend. Außerdem beurteilen die Banken und Sparkassen die weiteren Preissteigerungen bei Wohnimmobilien etwas vorsichtiger als im Bundestrend und rechnen mit einer eher stabilen, im Bereich der  Wohnungsbaukredite leicht steigenden Kreditnachfrage.

Konsumgüter werden in der Region stärker als im Bund durch Ersparnisse finanziert. Insgesamt wirkt sich die verschärfte Bankenregulierung dämpfend auf das regionale Kreditklima aus. Gleichwohl ist der Ausblick für das regionale Kreditklima weitgehend stabil. Das gilt auch für die langfristigen Rahmenbedingungen bei der Kreditvergabe.

„Im Vergleich konnte gezeigt werden, dass die Entwicklungen in der Europäischen Union, in der Bundesrepublik Deutschland und in der Region Weser-Ems teilweise ähnliche Tendenzen aufweisen“, sagt Janßen. Die stabile, aber nicht überschäumende Vorgehensweise der regionalen Kreditwirtschaft sei zu begrüßen. „Sie steht für eine aktuell gute Kreditversorgung und legt durch solide aufgestellte Kreditinstitute die Basis für eine auch in künftigen, z. B. durch ein steigendes Zinsniveau oder eine nachlassende Konjunktur, gesamtwirtschaftlich herausfordernderen Zeiten belastbare Kreditversorgung in der Region.“

Auf der Seite von Prof. Dr. Janßen steht der gesamte Forschungsbericht zum Download bereit.