innovativ
12.07.2018
Um Produktionsprozesse in einem Windenergiepark zu steuern ist nicht mehr viel nötig: Die Brille, die sogenannte „HoloLens“, reicht aus. Die Steuerung erfolgt nur über die Hände des Nutzers.

Um Produktionsprozesse in einem Windenergiepark zu steuern ist nicht mehr viel nötig: Die Brille, die sogenannte „HoloLens“, reicht aus. Die Steuerung erfolgt nur über die Hände des Nutzers. Foto: Jade HS/Piet Meyer

„Vielseitigkeit ist die Voraussetzung, um die Digitalisierung zu schaffen“

Es sieht aus, als würde Jannick Asmuß eine Skibrille tragen. Aber das macht im Büro der Zeit GmbH, die im Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg angesiedelt ist, wenig Sinn. Was Asmuß dort trägt, ist eine sogenannte „HoloLens“. Dabei handelt es sich um eine 3D-Brille, die die reale Welt um weitere Informationen ergänzt. In der Fachsprache heißt das „Augmented Reality“. Und im Fall von Asmuß bedeutet es, dass er sich eine Windparkanlage ansehen kann, ohne vor Ort zu sein. Er kann sich durch die ganze Anlage navigieren, sieht die realen Wetterbedingungen vor Ort und kann zu jeder einzelnen Anlage technische und betriebswirtschaftliche Informationen abrufen.

Immer am Ball bleiben

Asmuß arbeitet in einem jungen Team, das von Prof. Dr. Hergen Pargmann geleitet wird. Der Professor für Wirtschaftsinformatik lehrt am Studienort Wilhelmshaven der Jade Hochschule. Und einige seiner (ehemaligen) Studierenden, wie auch Asmuß, entwickeln mit ihm zusammen die Technologie um die „HoloLens“ ständig weiter. Drei Bachelor- und vier Master-Absolvent_innen arbeiten und forschen mit ihm zusammen. „Ich wünsche mir, dass die Master-Absolventen auch bald eine Promotion anstreben“, berichtet Pargmann. Schließlich entwickele sich die Technologie nahezu täglich weiter, da müsse man am Ball bleiben.

Der Mensch steht im Vordergrund

„Vielseitigkeit ist die Voraussetzung, um die Herausforderung Digitalisierung zu schaffen“, weiß Pargmann. Deshalb arbeiten in seinem Team viele festangestellte Wirtschaftsinformatiker_innen. „Wir unterscheiden uns von anderen Firmen in der Form, als dass wir betriebswirtschaftliche, technische und zwischenmenschliche Faktoren gleichermaßen berücksichtigen und deshalb Systeme entwickeln können, die zum einen benutzerfreundlich und zum anderen am Zahn der Zeit sind. Man müsse die Menschen verstehen, die das Produkt benutzen – davon ist Pargmann überzeugt. „Bei uns steht der Mensch im Vordergrund – das schaffen nicht viele.“

Auf dem richtigen Weg

Das Symbolbild mit dem Eisberg ist weitläufig bekannt. „Man sieht nur die Spitze, aber unter der Oberfläche schlummern die großen Hindernisse. Ich habe es mir mit meinem Team zum Ziel gesetzt, diese Fläche unter der Oberfläche sichtbar zu machen. Unsere Kunden sollen ihren Produktionsprozess auf einen Blick erfassen können.“ Ein hoher Anspruch, den der Wissenschaftler hat. Aber die Nachfrage, die aus allen Wirtschaftszweigen kommt, zeigt, dass er auf dem richtigen Weg ist. Energiewirtschaft, Automobil- und Lebensmittelindustrie: Pargmann hat es mit der „HoloLens“ geschafft, eine innovative Lösung zu entwickeln, die die Arbeit in Unternehmen revolutionieren kann. Der „Faktor Mensch“ ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.