Studierende berichten
20.10.2014

Das Segelschulschiff Großherzogin Elisabeth.
Adlige Tour bei rauer See
Anm. d. Red.: In der Reihe „Studierende berichten“ haben Studierende die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zum Studium und zur Jade Hochschule frei und unzensiert zu äußern. Um die Authentizität der Beiträge zu erhalten, nimmt die Redaktion keinerlei Änderungen vor.
Bei kühlem diesigen Morgengrauen........musterten 48 Studenten der Jade Hochschule Fachbereich Seefahrt auf der Grossherzogin Elisabeth, dem Segelschulschiff Elsfleths an, um in den kommenden 14 Tagen das Handwerkzeug eines künftigen Kapitäns zu erlernen oder zu vertiefen. Nachdem bereits in der Vorwoche der Proviant gebunkert und die ersten Briefings durchgeführt wurden, legte die Lissy unter Kommando von Kapitän Dipl.Ing. Jens Wilbertz Richtung Nordsee ab.
Die ersten Segel.......wurden gesetzt, was bei einer über hundertjährigen Dame durchaus etwas Gefühl und Druck zugleich verlangt, die aber durch unsere erfahrenen Segeltrainer Hauke Klemm und B.Sc. Anika Albrecht und ihren klaren, teils schroffen Kommandos gut kompensiert worden sind. Kaum passierten wir die in Bremerhaven liegende Quantum of the Seas ging es auch schon hinaus auf die offene See und damit begannen die ersten Querellen. Die See war rau, der Wind blies stark, so klammerte sich manch Einer Fest an seinen Eimer, als wäre es sein liebster Schatz.
Es ist ein Unterschied.......mit einem 300 Meter Ozeanriesen oder dieser alten 64 Meter Dame die Brecher der Nordsee zu kreuzen, denn anders als zuvor ist seit diesem Semester kein vorhergehendes Praxissemster an Bord für das Nautikstudium am Fachbereich Seefahrt der Jade HS notwendig. Somit ist diese Tour die Jungfernfahrt für Einige unter uns. Jeder, der sich immer noch fit fühlte zog nun auf Kommando an Klüver-, Top-, oder Großsegel, was bei 8-9 Windstärken und 4-5 Meter Welle selbst mit vereinter Kraft ein hartes Stück Arbeit ist und seine Spuren an Mensch und Material hinterlässt. Kurs lag auf Helgoland, doch mussten wir die Insel Backbord liegen lassen, zu rau war die See und die Gefahr das Schiff zu beschädigen, neuer Kurs Skagen.
Anderthalb Tage sollte die See......uns noch fordern bis es endlich ruhiger wurde, 24/7 rotierten die Schichten, steter Wechsel der Rudergänger, Feuerwachen und anderen Positionen hielt ein, immer Obacht ob die Segel stehen und oder vernünftig gestaut waren, hieß es wieder und wieder raus auf den Klüverbaum rein in die Tampen, Segel bergen, Segel raffen. Vergessen Sie Rodeo, vergessen Sie den Kramermarkt hier erleben sie den Ritt ihres Lebens, ob auf einem der Masten oder in der Koje. Kurz vor 23 Uhr bei langsam ruhiger werdender See gingen wir am 8. Oktober in der Bucht von Jammerlappen vor der Küste Norwegens vor Anker um bei Anbruch des Tages in den Oslofjord einzulaufen. Schon jetzt zeichnet sich der hohe Nutzen dieser Ausbildungsreise ab, und wir sehen dem Ablegen in Oslo entgegen.
Michael Rösler

Michael Rösler studiert in Elsfleth Internationales Transportmanagement.