Promotion
13.03.2015
Prof. Dr. Matthias Blau (li), Prof. Dr. Simon Doclo (re) und Prof. Dr. Steven van de Par (2.v.r.) gratulieren Dr.-Ing. Eugen Rasumow zu seiner Promotion. <span>Foto: Jade HS/Piet Meyer</span>

Prof. Dr. Matthias Blau (li), Prof. Dr. Simon Doclo (re) und Prof. Dr. Steven van de Par (2.v.r.) gratulieren Dr.-Ing. Eugen Rasumow zu seiner Promotion. Foto: Jade HS/Piet Meyer

In neuen Dimensionen hören

Oldenburg. Eugen Rasumow, Absolvent der Jade Hochschule, hat jetzt seine Promotion zum Dr.-Ing. an der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften an der Universität Oldenburg abgeschlossen. Das Forschungsprojekt, das zur Promotion führte, ist dabei nahezu vollständig am Institut für Hörtechnik und Audiologie der Jade Hochschule durchgeführt worden. Prof. Dr. Matthias Blau (Jade Hochschule) und Prof. Dr. Simon Doclo (Universität Oldenburg) begleiteten Rasumow, der seit 2009 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Jade Hochschule arbeitet, in der Foschungszeit.

Rasumows Forschungsarbeit entstand auf der Grundlage des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „Virtueller Kunstkopf“, das an der Jade Hochschule in Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg und dem Industriepartner Akustik Technologie Göttingen durchgeführt wurde. Das Ergebnis ist ein Mikrofonarray zur Aufnahme räumlicher Schallfelder, welche über Kopfhörer maßgeschneidert für individuelle Zuhörer_innen wiedergegeben werden. „Wir können mit unserem System virtuell Personen in bestimmte Räume versetzen“, sagt Projektleiter Blau. „Und sie dort mit ihren eigenen Ohren hören lassen.“

Wie das funktioniert, beschreibt der Professor für Elektroakustik: „Schall umgibt uns als Wohlklang, Musik, Sprache oder Lärm. Wie wir Geräusche wahrnehmen und bewerten, ist an die Richtung des eintreffenden Schalles geknüpft.“ Mit bisher schon existierenden „Kunstköpfen“ – naturgetreue Nachbildungen des menschlichen Kopfes mit Mikrofonen in den Ohren – könne man den Weg des Schalls bis zum Trommelfell des Hörers imitieren. Dies sei jedoch nicht sehr flexibel. „Ob jemand groß ist oder ein kleines Kind, eine Brille trägt oder einen Bart – der Schall wird unterschiedlich reflektiert. Um herauszufinden, wie eine Person etwas hört, müsste man jeweils einen individuellen Kunstkopf herstellen.“ Das sei schon aufgrund der Kosten nicht möglich.

Eine flexiblere Alternative zu herkömmlichen Kunstköpfen haben die Wissenschaftler der Jade Hochschule und der Universität Oldenburg jetzt entwickelt: Die Nachbildung des menschlichen Kopfes wird durch eine Mikrofonanordnung ersetzt, deren aufgenommene Signale im Nachhinein verarbeitet werden.

Der Virtuelle Kunstkopf besteht aus 24 kleinen Mikrofonen, die in einer besonderen Anord-nung auf einer Platte befestigt sind. „Je mehr Mikrofone wir verwenden, desto genauer, aber auch störanfälliger ist das System“, erklärt Rasumow. Daher lag ein Forschungsschwerpunkt darin, durch Hörversuche herauszufinden, welche Informationen überhaupt gebraucht werden. „Nicht alles, was man messen kann, hört man auch. So war es eine Herausforderung, das System so zu programmieren, dass es möglichst robust ist und nur die relevanten Informationen beim Gerät ankommen – jedoch ohne Unterschied zum gehörten Original.“

Der Virtuelle Kustkopf wird vom 16. bis 20. März auf der IT-Messe CeBIT präsentiert.