Studierende berichten
06.03.2017

Foto: Tanja Finke
"Same same, but different – Internationales Projekt in Nepal"
Anm. d. Red.: In der Reihe „Studierende berichten“ haben Studierende die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zum Studium und zur Jade Hochschule frei und unzensiert zu äußern. Um die Authentizität der Beiträge zu erhalten, nimmt die Redaktion keinerlei Änderungen vor.
Leise Musik klingt aus den Lautsprechern...
...Hunde bellen in der Ferne. Ansonsten ist es beinahe still. Erst wenn wir den blumigen Garten unseres Guest Houses “Haus Namaste” verlassen, dröhnen die Geräusche des pulsierenden Kathmandus wieder auf uns ein. Das Hupen der Autos und Motorroller und das Krachen der Fahrzeuge über den unebenen Boden. Während wir in unserer Blütenoase sitzen, inmitten der Stadt, die uns so warm und chaotisch empfangen hat, resümieren wir.
Begonnen hat unser kleines Abenteuer...
...am 31. Januar 2017 in Bremen. Zusammen mit
Prof. Dr. Beate Illg und
Dr. Pia Schreiber versammelten sich zehn aufgeregte Studierende am Flughafen, um die lange Reise nach Kathmandu, Nepal, anzutreten. Bereits im Sommer 2016 hatten zehn Studierende aus Nepal ihren Weg nach Deutschland gefunden, um an der Media School Nepal Germany teilzunehmen. Nun setzten wir den kulturellen und intellektuellen Austausch in Nepal fort.
Nach einem neunstündigen Flug...
...mit Zwischenstopp in Istanbul betreten wir das erste Mal nepalesischen Boden. All die neuen Eindrücke - der Verkehr, der Staub, die vielen bunt gekleideten Menschen - müssen erst einmal von uns erfasst und verarbeitet werden. In den folgenden Tagen stürzen wir uns ins Getümmel und entdecken Kathmandu. Wir lassen uns durch die vollen Straßen treiben, bestaunen die vielen, kleinen Läden mit farbenfrohen Stoffen, Gewürzen und Tee. Wir besuchen den “Affentempel” Swayambhunath und nehmen an einer buddhistischen Puja, einer Art Gottesdienst im Kloster nahe unseres Guest Houses teil. Neben dem Durbar Square, dem historischen Zentrum Kathmandus, ist auch der Palastplatz in Bhaktapur Bestandteil unseres Programms. Wir besichtigen Boudhanath, wo der weltgrößte Stupa, ein wichtiges buddhistisches Bauwerk, steht und besuchen Pashupatinath, was für alle eine ergreifende und gleichzeitig sehr kontroverse Erfahrungen ist. Direkt am heiligen Fluss Bagmati gelegen, werden dort die Verstorbenen der Hindu-Familien verbrannt und anschließend im Wasser des Flusses beigesetzt. Da der Ort öffentlich zugänglich ist, stehen wir auf der einen Seite des Bagmati Flusses und können sehen, wie auf der anderen Seite Menschen um ihre Angehörigen trauern und Leichname verbrannt werden. Eine echte Grenzerfahrung, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Schließlich beginnt unsere Projektarbeit...
...zusammen mit den nepalesischen Studierenden. Jeden Morgen pendeln wir mit dem Bus zur Fakultät für Kunst der Kathmandu University, einem schlichten Gebäudetrakt in einer Seitenstraße. Die provisorischen Bauten, die nach dem Erdbeben errichtet wurden, sind mittlerweile fester Bestandteil des Fakultätskomplexes und mit verschnörkelten Mustern und poppigen Bildern verschönert worden.
In internationaler Runde arbeiten wir...
...an unserem Blog “msngcooperation” und besuchen verschiedene Medienhäuser inner- und außerhalb von Kathmandu, unter anderem die Sendestation des Nepal Televisions und die Redaktion der Nepali Times, wo wir den Herausgeber Kunda Dixit treffen. Kunda Dixit ist international für seinen Einsatz für Presse- und Meinungsfreiheit bekannt. Seine Vita reicht von der BBC bis hin zur Berichterstattung aus Krisengebieten.
In der zweiten Woche unseres Aufenthaltes...
...führt uns eine gemeinsame Exkursion in die ländlichere Gegend nach Dhulikhel, etwa 30 Kilometer außerhalb von Kathmandu. Dort, fort vom Smog der Innenstadt, klart der staubverhangene Himmel auf und gibt einen fantastischen Blick auf das Himalaya-Gebirge frei. Wir gehen wandern, besichtigen zwei Community-Radios und genießen die gemeinsame Zeit bei anregenden Gesprächen und guter Gitarrenmusik.
Die 15 Tage in Nepal gehen wie im Flug vorbei...
...wobei jeder einzelne Tag ein eigenes Abenteuer darstellt. Wir haben viel über ein fremdes Land erfahren, das wir sonst vermutlich nicht kennengelernt hätten. Dabei nehmen wir nicht nur viele Eindrücke mit nach Hause, sondern auch ein neues Verständnis für die deutsche Pressefreiheit und das deutsche Mediensystem. Und auch oder gerade weil sich vieles – Land und Leute, Medien und Freiheitsverständnis – unterscheidet, begleitet uns vor allem ein Satz wieder nach Deutschland: “Same same, but different”.
Text: Rieka Heidmann