Haben Spaß am Arabisch lernen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Lehrer Samer Albahra (mi). Foto: Lars Wilters
Salam für Einsteiger_innen
Wilhelmshaven. Anhaltende Flüchtlingskrise, Pegida, Islamisierung des Abendlandes: Nicht Vieles polarisiert so sehr wie die Zuwanderung aus dem arabischen Sprachraum. Zwischen Willkommenskultur und Angst vor dem Fremden liegt eine riesige Kluft von Unwissenheit. Dass sich die Geflüchteten integrieren sollen, ist klar. Dass jedoch Integration ein zweischneidiges Schwert ist, ist für einige immer noch Neuland. Um die bipolare Spannung zwischen Unwissenheit und Aufgeklärtheit sowie zwischen Unverständnis und Verständnis zu senken, hat die Jade Hochschule zum ersten Mal einen Arabisch-Kurs für Anfänger_innen „Alearabiat tbea Lilmubtadiiyn“ angeboten.
Passionierter Lehrer
Als Lehrer stand Samer Albahra bereit. Er wollte einfach wieder unterrichten. In seiner dreißigjährigen Erfahrung hat er mittlerweile eine zuverlässige Methode entwickelt, mit der er in kürzester Zeit ein Verständnis fürs Arabische vermitteln kann. „Wenn du etwas gut kannst, dann musst du es mit anderen teilen", erklärt Albahra.
Bevor der Krieg in Syrien ausbrach, ging es den Albahras gut. Dann änderte sich alles. Der Familienvater musste etliche Male ins Gefängnis. Verbrochen hatte er nichts. Er hatte Geld und das konnte die korrupte syrische Exekutive gebrauchen. Vor acht Monaten führte die zehntägige Flucht Albahra, seine Frau und ihre beiden Söhne nach Deutschland. Hier fühlt er sich willkommen: "Die Zukunft ist hier. Die Freiheit ist hier. Alles ist hier.“
Grundschule für Erwachsene
In Syrien musste Albahra sich beim Unterrichten immer an die Lehrbücher und die staatlichen Auflage halten. An der Jade Hochschule hat er nun die Freiheit, so zu unterrichten wie er es möchte. Das erste Mal in seinem Leben setzt er Musik ein. Ein weiterer Unterschied: Seine Studierenden wollen nicht zum Islam konvertieren, wie seine früheren Schüler_innen. Sie wollen nur eine neue, ihnen so fremde, Sprache lernen. Teils aus beruflichen Gründen, überwiegend aus privatem Interesse.
Mit vier Teilnehmer_innen ist die Gruppe zwar klein, dass mindert den Spaßfaktor jedoch nicht. Es wird viel gelacht, besonders bei der Aussprache mancher, recht harsch klingenden, Buchstaben. Bereits nach wenigen Tagen konnten die Teilnehmer_innen die ersten Buchstaben und Sätze auf Arabisch lesen. Euphorie-Ausbrüche waren da keine Seltenheit. Vielleicht war aber auch der frühmorgendliche Koffeinschub des syrischen Kaffees daran mitverantwortlich.
Das Übersetzen der mehrdeutigen Opernsongs zeigt, wie vielschichtig die Sprache ist. Allein für das Wort „Liebe“ gibt es etwa 50 verschiedene Stufen; „Löwen“ können mit rund 25 Wörtern beschrieben werden – allein zehn davon sind für ihren Nachwuchs vorbehalten. Trotzdem, oder auch genau deswegen, hat der Unterricht etwas von einer Grundschule an sich: Man lernt, wie ein Kind, von der Pike auf zu lesen und sprechen.
Internationales Sprachangebot
Unter der Leitung von
Andrea Menn bietet das International Office der Jade Hochschule diverse Intensiv-Sprachkurse an, durch die ein Grundverständnis für die verschiedenen Sprachen und Kulturen vermittelt werden sollen. "Der Arabisch-Kurs soll ein minimales Verständnis zum Kommunizieren liefern", erläutert Menn. Und ihre Kollegin
Jane Fischer ergänzt: "Sprache ist dynamisch und Kultur verändert sich. Die Vielfalt anderer Sprachen kann durchaus eine Bereicherung sein, da andere Worte andere Bedeutungen mit sich bringen", verdeutlicht die Fachfrau für interkulturelle Kompetenzen.
Für die Zukunft versucht das International Office Folgekurse anzubieten – wann, ist noch unklar. Dabei dürfen die Studierenden auch gerne Vorschläge für andere Sprachen machen, berichtet Fischer. Neben dem Arabisch-Kurs wird auch ein Spanisch-Kurs angeboten. Dieser findet nun zum dritten Mal statt. Rund 18 Studierende und Beschäftigte nehmen daran teil. Besonders für den Fachbereich Wirtschaft (Tourismuswirtschaft) dürfte dieser Grundkurs interessant sein, aber auch für alle anderen, die Spanisch lernen möchten, betont Menn.