Wirtschaftsinformatik
28.11.2016
Jonas Kallisch und Larissa Janssen stellten Simulationsergebnisse und Ansätze zur Abfallreduzierung im Lebensmitteleinzelhandel vor.

Jonas Kallisch und Larissa Janssen stellten Simulationsergebnisse und Ansätze zur Abfallreduzierung im Lebensmitteleinzelhandel vor. Foto: Jade HS/Marie Czubinski

Abfälle im Lebensmitteleinzelhandel können reduziert werden

Allein im Lebensmitteleinzelhandel werden jährlich bis zu 550.000 Tonnen Nahrungsmittel, vorrangig Frischwaren, weggeworfen. Wie eine Änderung der Lagerhaltungspolitik diese Abfallmengen reduzieren könnte, präsentierte Larissa Janssen, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Management, Information, Technologie (MIT), am Donnerstagnachmittag. Sie stellte im Rahmen der Reihe "Kolloquium zur Wirtschaftsinformatik" den aktuellen Stand ihrer Promotion vor.

Um der Verschwendung entgegenzuwirken, wurde von der EU-Kommission eine Richtlinie erlassen, durch die die Menge der Abfälle bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent verringert werden soll. „Der Druck auf die Unternehmen wird immer größer – Verbraucher und Politik fordern nachhaltige Strategien“, berichtet Janssen. Der Konkurrenz- und Preiskampf unter den Lebensmittelketten verstärke sich immer mehr. „Da die Verbraucher prall gefüllte Regale erwarten, werden hohe Sicherheitsmengen der Produkte vorgehalten, die in der Regel nicht komplett verkauft werden“, führt die Doktorandin weiter aus. Bisher setzte der Lebensmitteleinzelhandel vor allem auf Preisnachlässe oder die Weitergabe an karitative Einrichtungen, um die verderblichen Produkte nicht einfach wegzuwerfen.

In ihrer Promotion legt Janssen den Fokus auf die Optimierung der Lagerhaltungspolitik. Sie stützt sich dabei auf wissenschaftliche Publikationen, die bereits die Logistik verschiedener Lebensmittelketten untersucht haben. Mit den daraus vorliegenden Werten programmierte sie eine Software, mit der in den vergangenen Monaten circa 3.200 Simulationen durchgeführt wurden. Die Referentin untersuchte sechs Szenarien auf Machbarkeit, Abfallmengen und Kosten. Aus den erhobenen Daten ergaben sich zwei mögliche Lösungsansätze. „Bisher erfolgt die Bestellmengenplanung einmal täglich. Um besser auf die aktuelle Nachfrage der Konsumenten zu reagieren, könnte die Produktbestellung zweimal täglich erfolgen“, erklärt Janssen. Statt einer großen erhielten die Filialen dann zwei kleinere Lieferungen pro Tag. Die benötigte Menge könne kurzfristig angepasst werden. Die Transportkosten könnten durch den Einsatz kleinerer Lastwagen ebenfalls reduziert werden.

In der Praxis gebe es immer Märkte mit Überbestand und Filialen mit Fehlmengen. „Ein anderer Ansatz ist daher die Umverteilung der nicht-verkauften Frischwaren“, erläutert Janssen. Dies sei allerdings nur bei einer hohen Filialdichte möglich, da sonst die Transportkosten zu hoch seien. „Die Simulationen zeigen, dass beide Varianten die Abfallmengen und die Kosten reduzieren können“, fasst die Referentin zusammen.

Im Anschluss an den Vortrag demonstrierte Jonas Kallisch, ebenfalls Mitarbeiter im Fachbereich MIT, Visualisierungsmöglichkeiten der vorgestellten Simulationsergebnisse auf einem Management Enterprise Cockpit. Es ist interaktiv konfigurierbar und gibt einen schnellen Überblick über die wichtigsten Kennzahlen.