Campus Projekt
04.05.2016
In der Maske im Pumpwerk.

In der Maske im Pumpwerk. Foto: JadeTheater

Erfolgreiche Begegnungen mit Kurt Tucholsky

Wilhelmshaven. Nach vier Aufführungen geht die Theatertournee des JadeTheaters zu Ende. Das studentische Ensemble präsentierte das selbst erarbeitete Stück „Schreiben gegen die Katastrophe – Begegnungen mit Kurt Tucholsky“ an vier Abenden vom 27. bis zum 30. April. Insgesamt besuchten rund 300 Zuschauer_innen die Aufführungen, die jeweils vor vollem Haus in der Kunsthalle, dem Pumpwerk und der Suedlounge in Wilhelmshaven sowie im Lokschuppen in Jever stattfanden.

„Schreiben gegen die Katastrophe - Begegnungen mit Kurt Tucholsky“ ließ als eine Szenencollage ein ganz neues Bild von Kurt Tucholsky, dem bedeutsamsten Publizisten der Weimarer Republik, entstehen. In dem Stück wurden Aspekte aus Tucholskys Biographie und seinem Werk aufgegriffen und auf vielfältige Art und Weise schauspielerisch umgesetzt. Es beschäftigte sich mit für Tucholsky bedeutsamen Themen wie Familie, Frauen, Gefühle, Identität, Satire, Medien, Politik und Reisen. Obgleich das Stück zu rund 80 Prozent aus Zitaten aus Tucholsky-Werken besteht, ist der Inhalt aktueller denn je und trifft genau den Nerv der Zeit. Vielfach wurde direkter Bezug zur Gegenwart, zu politischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Themen, hergestellt.

Dabei scheuten die Schauspieler_innen, ganz nach Tucholsky-Art, nicht vor provokanter Satire zurück. So mimte Marie Roters eine auf Menschen sitzende Frauke Petry, die mit überschwänglicher Begeisterung das AfD-Programm zitiert. Natürlich besaß das Stück bei Weitem keinen rein ernsten Charakter. Für das Publikum gab es auch zahlreiche Gelegenheiten, um herzlich zu lachen. Beispielsweise bei der von Jens Wolter amüsant inszenierten Vorstellung unterschiedlicher Familien-Typen und ihrer Erziehungsmethoden, wie die der „Parente biologia terribilis“, auch bekannt als Öko-Eltern oder der Nationaleltern beziehungsweise der „Parente furore pegidi affecti“.

Auch die häufige Einbindung des Publikums sorgte für zahlreiche Lach- und Überraschungsmomente. So sorgte beispielsweise Robin Schneider als flirtfreudiger Chauvinist auf der Suche nach seiner „Prinzessin“ für besondere Begeisterung, obgleich er stets abgewiesen wurde. Auch die Rolle des Wendriner, der durch das Stück führte, war sicherlich kein Sympathieträger oder Identifikationsfigur, wurde aber so authentisch präsentiert, dass Christin Schwarzer, im Fat Suit gekleidet, kaum wiederzuerkennen war. Das Publikum belohnte das Ensemble mit vielen Lachern und Szenenapplaus. Die letzte Aufführung am vergangenen Samstag war mit den obligatorischen Dernierengags ein toller Abschluss für das Ensemble und sein Stück, an dem Publikum wie Schauspieler_innen viel Spaß hatten.

Die Theatergruppe der Jade Hochschule besteht seit 2014 unter der Leitung von Pia Schreiber in Kooperation mit der Landesbühne Niedersachsen Nord und  präsentierte nach „Freundliche Busenfeindinnen“ (die Jade Welt berichtete) und „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ (die Jade Welt berichtete) mit „Schreiben gegen die Katastrophe – Begegnungen mit Kurt Tucholsky“ nun sein drittes Projekt. Ab September 2016 wird sich ein neues Ensemble formieren. Alle Studierenden der Jade Hochschule sind herzlich willkommen, sich anzuschließen, um zusammen mit dem JadeTheater die vierte Produktion zu erarbeiten.

Impressionen der Vorstellungen finden sich auch auf dem Facebook-Kanal der Jade Hochschule.

Weiterer Informationen: Pia Schreiber