Referenten und Organisatoren der Veranstaltung „Großschifffahrt – Havariemanagement in neuen Dimensionen“: v.l. Felix Jahn (IHK), Jürgen Neumann (Nehlsen), Dr. Iven Krämer (DVWG), Dr. Susanne Neumann (MCN), Dieter Schmidt (Havariekommando), Stephan Müller (KMR Survey), Andreas van der Wurff (Maersk Line).Foto: IHK Oldenburg
Experten des Fachbereichs Seefahrt und Logistik organisieren Fachtagung
Die Fachveranstaltung „Großschifffahrt – Havariemanagement in neuen Dimensionen“, die Mitte September bei der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) angeboten wurde, ging zurück auf eine Initiative des Fachbereichs Seefahrt und Logistik.
Kapitän Stefan Müller, Geschäftsführer von KMR - Marine Surveyors GmbH und Absolvent des Fachbereichs Seefahrt & Logistik gab den Anstoß, Prof. Dr. Klaus-Harald Holocher und Lehrbeauftragter Dr. Iven Krämer griffen das Thema auf und so entstand eine aktuelle Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, an der gut 100 Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft teilnahmen. Mitveranstalter waren die Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft Niedersachen-Bremen e.V. (DVWG) und das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN).
Das Havariekommando als gemeinsame Einrichtung des Bundes und der Küstenländer ist für komplexe Schadenslagen auf See und auf Seeverkehrswegen in Deutschland zuständig. Bei großen Havarien bündelt es die Verantwortung für Planung und Durchführung aller Maßnahmen des maritimen Notfallmanagements, insbesondere zur Rettung von Menschenleben, zur Schadstoffunfall- und Brandbekämpfung sowie zur Bergung von Schiffen. Dieter Schmidt, stellvertretender Leiter des Havariekommandos betonte, dass die neuen Dimensionen der großen Containerschiffe auch das Vorhalten von entsprechendem Bergungsgerät erfordern. Er wünschte sich bessere Feuerlöscheinrichtungen an Bord, um die bis zu zehn Lagen hohen Containerstapel an Deck zu schützen.
Andreas van der Wurff von der Reederei Maersk verwies auf ein aktuelles Beispiel: Ein extern verursachter Unfall, der 308 Container betraf, hielt das mittelgroße Containerschiff 4,5 Monate an der Kaje fest, es dauerte sogar fünf Monate, bis der letzte Container entsorgt war. Die gesamte Unfallabwicklung, an der fast 50 Behörden, Institutionen und Unternehmen beteiligt waren, zog sich über ein dreiviertel Jahr hin.
Stephan Müller, dessen Unternehmen KMR Marine Surveyors sich bei Havarien um die Interessen des Reeders kümmert, ging auf die Schadenshöhe bei Havarien von Großcontainerschiffen ein. Allein der Wert von Schiff und Ladung kann zusammen ein Milliarde Dollar erreichen. Er betonte die Notwendigkeit von gut ausgestatteten Notliegehäfen für die Bearbeitung von havarierten Schiffen. So wurde die brennende MSC Flaminia mit 30.000 Tonnen Löschwasser vollgepumpt, was den Schiffstiefgang um drei Meter vergrößerte.
Jürgen Neumann vom Entsorgungsunternehmen Nehlsen berichtete von der Herausforderung, diese 30.000 Tonnen als Abfall und zum Teil Sondermüll abzupumpen und zu entsorgen. Zusammen mit den beschädigten Containern und deren Ladung fallen im Havariefall plötzlich erhebliche Mengen von Abfallstoffen der verschiedensten Klassen an, die die Entsorgungskapazitäten an Land überfordern können.
„Großhavarien wurden in Deutschland bisher vergleichsweise erfolgreich gemanagt. Die Beteiligten können sich allerdings nicht auf sämtliche möglichen Schadensfälle vorbereiten. Wichtig ist daher bei jedem Vorfall, dass Kommunikation und Kooperation untereinander schnell und gut funktionieren. Dies kann geübt werden. Diese Veranstaltung hat einen Beitrag dazu geleistet“, zog Dr. Krämer, Vorstandsmitglied der DVWG, als Moderator das Resümee der Veranstaltung.