Leitbild
10.06.2016
Dr. Sabine Johannsen.<span>Foto: NBank</span>

Dr. Sabine Johannsen. Foto: NBank

Kein verstaubtes Druckwerk, sondern gelebte Unternehmenskultur

Dr. Sabine Johannsen ist Vorsitzende des Hochschulrates der Jade Hochschule und Mitglied des Vorstands der Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank). Sie hat den Prozess der Findung eines neuen Leitbildes für die NBank maßgeblich mitgestaltet. Im Interview verrät Johannsen, wie der Entstehungsprozess ablief und wo die Herausforderungen lagen.

Wie sieht das Leitbild der NBank aus?
Das Leitbild der NBank ist nun schon ein paar Jahre alt. Wir haben uns 2005 zum ersten Mal damit beschäftigt. Als wir 2008 die Wohnraumförderung übernommen haben und damit auch neue Kundengruppen und Partner hinzu gewonnen haben, haben wir das Leitbild neu diskutiert und auch an einigen Stellen überarbeitet.
Es gilt immer, dass das Leitbild auf Basis der Unternehmensvision unser Selbstverständnis und die dazu korrespondierenden Werte definiert. Es soll eine Richtschnur für die Arbeit und das tägliche Handeln im Umgang mit Kunden, Partnern und Kollegen sein. Dies alles zusammen zu bringen ist nicht einfach. Als Förderbank des Landes Niedersachsen muss selbstverständlich auch der öffentliche Auftrag, den wir haben, eingebracht werden.
Neben der sorgsamen Formulierung haben wir auch auf das Erscheinungsbild geachtet. Wir haben dem Ganzen ein ansprechendes Äußeres im NBank-Layout gegeben und jedem Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. Dies sollte auch symbolisieren, dass wir hier etwas „Wertvolles“ erarbeitet haben.

Wie lief der Entstehungsprozess ab?
Wir haben uns als Vorstand und im Management Gedanken über Selbstverständnis und Werte gemacht. Um ein Leitbild zu erhalten, das im Unternehmen akzeptiert und gelebt wird, müssen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Breite eingebunden werden. Nur ein Leitbild, mit dem sich die Mitarbeiter identifizieren hat die Chance auch gelebt zu werden. Wir haben daher einen Dialogprozess mit allen Bereichen der Bank gestartet. Dabei haben wir einen externen Moderator für die großen Runden und interessierte Mitarbeiter für Bereichs-Dialoge eingesetzt. Im Ergebnis haben wir viele Hinweise, Anregungen und auch Kritik verarbeiten müssen. Am Ende hat uns eine externe Kommunikationsspezialistin unterstützt, ein sprachlich gutes Leitbild zu haben. An der Stelle verfällt jeder doch schnell in den internen Sprachgebrauch. Das Leitbild muss auch von Kunden und Partnern verstanden werden.

Wo lagen die Herausforderungen?
Die Herausforderung liegt insbesondere darin, offen in diesen Prozess zu gehen. Die breite Beteiligung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in allen Bereichen bedingt, beim Start nicht zu wissen, wie das Leitbild am Ende aussieht. Wenn Sie als Vorstand oder Präsident bestimmte Werte als unabdingbar ansehen, müssen Sie sich die Mühe der Diskussion und der Überzeugung machen. Hier komme ich wieder auf die oben genannte Akzeptanz und Identifikation zurück. Dieser Prozess braucht seine Zeit – diese ist am Ende jedoch lohnend.
Ist das Leitbild erstmal erstellt und veröffentlicht besteht die Gefahr, sich zurück zu lehnen. Es geht aber dann erst richtig los, wenn das Leitbild kein eingestaubtes Druckwerk werden soll. Die Gedanken des Leitbilds müssen am Leben gehalten werden. Der Transfer ins echte Handeln ist an vielen Stellen schwieriger als die Formulierung. Handeln wir tatsächlich so, wie wir es uns vorgenommen haben? Diese Fragen müssen sich alle immer wieder stellen. Es geht dann um Unternehmenskultur nicht um Formulierungen. Diese Kultur muss vom „Kopf“ der Organisation vorgelebt werden.

Welche Tipps haben Sie für uns?
Suchen Sie sich einen guten Partner, der Ihren Prozess mit Erfahrung begleitet. Die notwendigen Dialog- und Erstellungsprozesse sind meist intern deutlich schwerer zu moderieren. Ein guter Dienstleister kann auch besser einschätzen, welche Qualität der Prozess und die Ergebnisse haben. Als Beteiligte dachte ich schnell, wir sind zu langsam oder zu kompliziert. Meist zeigt sich dann, dass alle anderen auch so vorgehen bzw. „nur mit Wasser kochen“.

Alle Studierenden und Beschäftigten der Jade Hochschule sind herzlich eingeladen, das neue Leitbild der Jade Hochschule aktiv mitzugestalten. Die nächste offene Veranstaltung findet am 17. Juni am Studienort Wilhelmshaven statt (9.30 Uhr bis 15.30 Uhr im Großen Hörsaal H 101).