Prof. Dr. Michael Klafft referierte zum Thema „Wie Wetterbedingungen die Routenplanung beeinflussen“. Foto: Jade HS/Stephanie Lönze
„Wie Wetterbedingungen die Routenplanung beeinflussen“
Risikokommunikation zwischen Autofahrer_innen und Navigationssystem – wie diese bei sich verändernden Wettersituationen aussehen könnte, veranschaulichte
Prof. Dr. Michael Klafft am Donnerstagabend in der Jade Hochschule am Studienort Wilhelmshaven. In der, vom Institut für Medienwirtschaft und Journalismus organisierten, Vortragsreihe referierte er über die Chancen eines intelligenten Navigationssystems, das Wetterprognosen berücksichtigt.
Wetter und das Fahrverhalten
Die Idee, Wettervorhersagen in die Routenplanung mit einzubeziehen, gibt es schon seit einigen Jahren, wurde aber für die Routenplanung privater Kraftfahrzeuge bisher nicht umgesetzt – und dies, obwohl der Einfluss des Wetters auf die Fahrgeschwindigkeit klar belegt ist. Daneben gibt es zahlreiche weitere Faktoren, die die Fahrgeschwindigkeit beeinflussen, wie etwa der Zustand der Infrastruktur oder Verschmutzungen und Schäden der Fahrbahn.
Das Forschungsprojekt „MeteoValue“
Im Forschungsprojekt „
MeteoValue“, das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wurde, untersuchte Klafft mit seinem Team Konzepte für Navigationssysteme, die Wettervorhersagen mit einbeziehen. Dazu wurden in Fokusgruppen Nutzer_innen aller Altersgruppen und aus unterschiedlichen Regionen zu ihrer Meinung über solche Systeme befragt. Das Navigationssystem wurde zum einen befehlend gezeigt: Das System gab bei Extremwettersituationen eine alternative Route vor, die von den Autofahrer_innen gewählt werden musste. Unterstützend wirkten dabei akustische und visuelle Signale, wie beispielsweise das Hervorheben der Meldung durch einen Signalton.
Zum anderen gab es Versionen des Systems, bei denen die Nutzer_innen frei wählen konnten, ob sie die vorgeschlagene Route fahren. Auch untersuchten Klafft und sein Team in den Interviews die optische Darstellungsform der Warnung.
Ergebnisse der Fokusgruppeninterviews
Die Ergebnisse der Fokusgruppeninterviews waren eindeutig: Die meisten Fahrer_innen akzeptieren den vorschlagenden Dienst, aber wollen nichts oder sehr wenig zahlen. Klafft sieht trotzdem Chancen für die Zukunft: „Möglich wäre, dass die Autoversicherungen solche Navigationssysteme bezahlen, da Schäden reduziert werden. Das könnte für eine Versicherung ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern sein.“ Grundsätzlich lehnten die Befragten ein Navigationssystem mit befehlenden Zügen ab, da es die Nutzer_innen zu sehr bevormundet. Eine Ausnahme seien laut den Teilnehmer_innen offizielle Katastrophenwarnungen. „Bei Extremwettersituationen, die auch amtlich bestätigt sind, wünschen sich die Nutzer zusätzlich einen speziellen Alarmton,“ erläuterte Klafft.
Als Ausblick gab der Referent an, dass noch weitere Daten erhoben und auch Fahrer_innen aus anderen Kulturkreisen berücksichtigt werden müssen, da sie ein anderes Fahrverhalten aufweisen. In einer abschließenden Debatte stellte Klafft noch weitere Lösungen für ein Navigationssystem vor und diskutierte diese mit dem Publikum.