Ausstellung
20.03.2013
In der Ausstellung "The Tortilla Curtain" sind Landschaftsbilder des mexikanisch-amerikanischnen Grenzwalls den Portraits von Immigranten gegenübergestellt. Foto: Geert Oeser

In der Ausstellung "The Tortilla Curtain" sind Landschaftsbilder des mexikanisch-amerikanischnen Grenzwalls den Portraits von Immigranten gegenübergestellt. Foto: Geert Oeser

Geert Oeser präsentiert seine Foto-Doku "The Tortilla-Curtain"

Wilhelmshaven. Geert Oeser, Künstlerischer Mitarbeiter für Fotografie und Gestaltung im Studiengang Medienwirtschaft und Journalismus, präsentiert jetzt in der Hamburger Galerie Nachtspeicher23 seine Foto-Dokumentation "The Tortilla Curtain – Von Mauern und Löchern". Im Interview mit der Jade Welt verrät der Fotograf, was ihn zu dieser Foto-Dokumentation motiviert hat und welche Erkenntnisse er an die Studierenden unserer Hochschule weitergibt. Welchen Hintergrund hat Ihre Ausstellung?
Die Ausstellung zeigt Portraits von Immigranten in der Grenzstadt Nogales, die am Tag zuvor von der Border Patrol aufgegriffen und des Landes verwiesen wurden. Nogales habe ich gewählt, da es inmitten der Sonora-Wüste (die sich über Mexiko und die USA erstreckt) liegt, in welcher der Grenzübertritt vergleichsweise einfach möglich ist, ohne entdeckt zu werden. Auf der anderen Seite ist es aber auch der gefährlichste, weil die Immigranten drei Tage lange durch eine unwegsame Wüstenlandschaft wandern müssen, so dass es jedes Jahr zu Hunderten von Toten kommt. Den Portraits sind Landschaftsbilder der Grenzwalls gegenübergestellt. 
Der Titel der Ausstellung stammt von T.C. Boyles Roman "The Tortilla Curtain" aus dem Jahre 1995.

Was hat Sie zu dieser Reise motiviert?
Mexiko war im Jahr 2000 meine erstes Reiseziel als Backpacker außerhalb Europas. Mexiko hat mich damals aufgrund seiner Geschichte und seiner abwechslungsreichen Landschaft angezogen.
Bei meiner zweiten Reise 2009 wollte ich das Thema Migration an der mexikanisch-amerikanischnen Grenze fotografisch-dokumantarisch bearbeiten. Das Thema "Grenze" hat mich schon immer fasziniert. Im Speziellem die mexikanisch-amerikanische wegen der enormen Diskrepanz zwischen den sehr reichen USA und dem ärmeren Mexiko. Auch wenn Mexiko inzwischen ein Schwellenland ist (mit großem Ölvorkommen), ist es auf der anderen Seite wirtschaftlich extrem abhängig von den USA. Wenn die Wirtschaft in den USA nicht läuft, wird Mexiko mit heruntergezogen. Gleichzeitig benötigt die USA billige Arbeitskräfte für die Landwirtschaft, deswegen ist die Migration teilweise gewollt. Welche Erkenntnisse haben Sie von dieser Reise mitgenommen/welches Erlebnis hat Sie am meisten beeindruckt?
Bezogen auf den sozialen Kontext: dass es uns Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sehr gut geht. In Ländern wie Mexiko (bzw. anhand der Immigranten) sieht man, was wirkliches Leid bedeutet. Da geht es um die Existenz, bei uns kann jeder, solange er es zulässt,  durch das soziale Netz aufgefangen werden. 
Die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Menschen, die ehrenamtlich für die Hilfsorganisationen auf der mexikanischen und amerikanischen Seite tätig sind.
Das Erlebnis, was mich persönlich im negativen Sinne "beeindruckt" hat, war ein nächtlicher Überfall in Tijuana, was mit ein wenig Pech auch umglimpflicher hätte ausgehen können.
Wie können die Studierenden der Jade Hochschule von Ihren Erkenntnissen profitieren?
Bezogen auf Fotografie kann man bei mir lernen, dass Fotografie nicht nur ein künstlerisches Medium ist, sondern, dass man auch ein narratives Mittel ist, um bestimmte Sachverhalte darzustellen. Durch das Einbinden von Fotos in Texte kann man bestimmte Kontexte sehr viel konkreter beschreiben. Gerade für Studierende im Bereich Medienwirtschaft und Journalismus ist – auch wenn es nur um das Wissen um die Möglichkeiten der Fotografie handelt (und nicht das Können) – eine weitere Kompetenz, die sie im Vergleich zu Mitbewerbern von anderen Hochschulen in der Medienlandschaft unterscheidet.
Die Ausstellung "The Tortilla Curtain – Von Mauern und Löchern" ist vom 22. März bis 14. April in der Hamburger Galerie Nachtspeicher23 zu sehen. 
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