Spitzenamt
03.02.2016
Hauptberuflicher Vizepräsident Markus Wortmann.

Hauptberuflicher Vizepräsident Markus Wortmann.

Jade Hochschule als Identitätsstifter

Herr Wortmann, wie war Ihr erster Eindruck von der Jade Hochschule?
Wortmann: Größer als die Hochschule für Künste (HfK) Bremen, an der ich die letzten Jahre gearbeitet habe. Und sehr freundlich, ich bin toll aufgenommen worden. Außerdem  merkt man, dass der Posten des hauptamtlichen Vizepräsidenten länger vakant war. Es besteht eine große Erwartungshaltung.

Was stand in Ihrer ersten Arbeitswoche auf dem Programm?
Wortmann: Gleich zu Anfang ein zweitägiger Workshop mit dem Hochschulrat. Da Bremen das einzige Bundesland ohne Hochschulräte ist, habe ich ganz frech gefragt: ,Wozu gibt es euch?’ und Gelächter damit geerntet. In den beiden Tagen habe ich gemerkt, dass der Hochschulrat eine sehr gute Rolle spielen kann. Seine Mitglieder unterstützen die Hochschule. Das ist wichtig, denn bei der Jade Hochschule ist eine positive Weiterentwicklung aus meiner Sicht durchaus möglich.

In welchem Bereich sehen Sie Handlungsbedarf?
Wortmann: Zum Beispiel mit Blick auf die Identifikation der Hochschulangehörigen mit ihrer Hochschule. Das ist bei der Geschichte der Hochschule kein Wunder: Sie wurde mit der FH Emden/Leer zusammengefasst, dann wieder getrennt. Da stellt sich die Frage, ob es die Jade Hochschule gibt oder Hochschulen in Wilhelmshaven, Oldenburg und Elsfleth. Es ist entscheidend, dass die Gemeinsamkeiten stärker sind als die Fliehkräfte. Bisher habe noch keine starken Fliehkräfte wahrgenommen, aber 50 Kilometer Entfernung müssen erstmal überwunden werden und das braucht seine Zeit.

Haben Sie schon eine Idee wie die Jade Hochschule Identität entwickeln kann?
Wortmann: Ich komme aus einem Haushaltsnotlageland. Trotzdem sind die Bremer überzeugt, dass Bremen die schönste Stadt der Welt ist. Das ist in Wilhelmshaven anders. Meine Hoffnung ist, dass die Jade Hochschule identitätsstiftender für die Stadt wird, dass Hochschule und Stadt noch enger verbunden werden und miteinander etwas schaffen.

Warum sind Sie an die Jade Hochschule gewechselt?
Wortmann: Nach 15 Jahren an der HfK und nochmal der gleichen Zeit im Beruf vor mir, wollte ich in der zweiten Halbzeit etwas Neues erleben. Ich möchte daran mitarbeiten, die Jade Hochschule noch erfolgreicher zu machen, etwa beim Einwerben von Drittmitteln, zum Beispiel in Bundesprogrammen, in der Hochschulstrukturpolitik und in der Frauenförderung.

Sie sagten, Sie freuen sich auf die individuellen Herausforderungen der Jade Hochschule. Welche sind das?
Wortmann: Ganz oben steht die Kooperation in der Verwaltung mit der Universität Oldenburg. Diese gilt es zu überprüfen und weiter zu entwickeln. In der Lehre ist das – so meine Erfahrungen aus der Kooperation meiner ehemaligen Hochschule mit der Uni Bremen – relativ einfach, wenn die Dozenten sich verstehen. In der Verwaltung ist es hingegen immer eine große Herausforderung. Nahezu die Hälfte der Verwaltung der Jade Hochschule ist an der Uni angesiedelt, wie etwa große Teile der Personal- und der Liegenschaftsverwaltung. Dazu kommt in letzterem Bereich, dass in Bremen alle Hochschulen bereits wirtschaftliche Eigentümer ihrer Gebäude sind, in Niedersachsen nicht. Ich gehe davon aus, dass dies zum Beispiel Neubauten verlangsamt und wahrscheinlich auch teurer macht.

Mehr zur Person Markus Wortmann.

NWZ / Heidi Scharvogel