Schiffsimulator
25.02.2013

Mit kleinen und großen Schiffen, in jeder Wetterlage, in der Karibik oder auf der Elbe: Im Simulator erlernen die Studierenden unterschiedliche Schiffe sicher zu führen. Foto: Michael Stephan

350 angehende Nautiker stehen regelmäßig auf simulierter Brücke

Elsfleth. Was soll es sein? Ein Containerschiff, ein Tanker oder ein Kreuzfahrtschiff? Im Schiffsimulator des Fachbereichs Seefahrt in Elsfleth an der Jade Hochschule ist alles möglich. Hier werden rund 350 angehende Nautiker ausgebildet, die während ihres Studiums regelmäßig auf der simulierten Brücke stehen und über die Weltmeere schippern.

„Unser Simulator wird kontinuierlich mit neuester Betriebssoftware ausgestattet“, berichtet Klaus Damm, der seit über 20 Jahren Nautiker am Schiffsimulator ausbildet. Heute ist ein solches Gerät Standard. Das verlangen internationale Ausbildungsvorschriften. Als es noch keinen Simulator gab, gingen die Nautiker auf ein Ausbildungsschiff. „Das machen unsere Studierenden heute vor Studienbeginn“ sagt Damm, der diese Regelung gut findet. „Dann weiß jeder, wie es auf einem Schiff zugeht und was dort verlangt wird.“

Im Schiffsimulator kann grundsätzlich jedes beliebige Schiff in beliebigen Gewässern bei allen denkbaren Wetterlagen simuliert werden. Die Studierenden bekommen bestimmte Übungsaufgaben. Die Szenarien sind exakt definiert, so dass alle die gleichen Trainingsbedingungen haben und somit objektiv beurteilt werden können, weil die gesamte Fahrt aufgezeichnet und alle Fehler im Debriefing nach der Übung besprochen werden. 
Im Simulator herrscht ein hoher Realitätsgrad wozu auch die visuelle Simulation beiträgt. Da wird der Hamburger Hafen ebenso verblüffend echt angesteuert wie der von Singapur oder es geht durch eine Inselgruppe oder meterhohe Wellen auf einem Ozean. Der Regen peitscht gegen die Scheibe, der Wind heult und die Wellen schlagen gegen die Schiffswände. Die Studierenden stehen auf der Brücke, bedienen modernste Technik und legen mit riesigen Pötten in einem Hafen an. „Da hören wir schon mal das Quietschen von Stahl“, berichtet Damm und ist froh, dass es nur eine Simulation ist.

Bei dem Simulator handelt es sich um eine hochwertige Einrichtung, die die Studierenden schätzen. „Sie verwechseln ihn nicht mit einem Videospiel, sie wissen sehr genau um den Ernst der Sache und nutzen den Simulator deshalb sehr intensiv. Denn nach dem Nautikstudium stehen sie als Offiziere auf einer echten Schiffsbrücke und müssen das Schiff navigieren können“, sagt Damm. 

150 Semesterwochenstunden sieht der Lehrplan im Simulator vor. Inhaltlich geht es um technische Navigation, Wachdienst, Manöverkunde und Schiffsführung. Die Dozenten begleiten die Studierenden in einem Nachbarraum bei ihren Fahrten über die Meere, sehen ihnen per Videoüberwachung zu, können jederzeit über Mikrophone mit ihnen sprechen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Jede Schiffsfahrt im Simulator wird hinterher besprochen, und die Fehlerprotokolle werden durchgegangen. 

Je weiter die angehenden Nautiker in ihrem Studium fortgeschritten sind, umso anspruchsvoller werden die Übungsaufgaben. Dann können Damm und seine Kollegen den Studierenden auch mal spontan ein Problem bescheren. „Sie müssen natürlich mit unverhofften Ereignissen umgehen können“, sagt Damm. „Das kann eine neue Wetterlage sein, aber auch ein defektes Gerät.“

Studierende, die das Navigieren im Offshore-Bereich lernen wollen, können ein entsprechendes Wahlfach belegen. „Unser Simulator ist mit einer technischen Besonderheit ausgestattet - sie heißt Dynamic Positioning - die es ermöglicht, zwischen den Pfählen in einem Windpark zu navigieren, was sehr schwer ist“, berichtet Damm. Denn dort können die Kapitäne in der Regel keinen Anker werfen, weil sie Kabel treffen würden. Sie müssen die Windräder direkt ansteuern, so dass Personen abgesetzt und Waren abgeliefert werden können. Das erfordert spezielle Kenntnisse.  Dass der Frauenanteil unter den Nautikern in Elsfleth mittlerweile über 15 Prozent beträgt, ist bundesweit etwas Besonderes. „Wir finden es normal, dass Frauen Nautikerinnen werden wollen, zumal der Beruf ihnen heute keine besonderen physischen Voraussetzungen mehr abverlangt. Was die fachlichen Kenntnisse anbelangt, stehen die Frauen den Männern in nichts nach. Tatsache ist, dass der beste Abschluss bei den Nautikern in Elsfleth bislang von einer Frau erreicht wurde“, verrät Damm abschließend. (ZB)