Studium

Hilfsprojekt
27.03.2014
Die Studierenden der Jade Hochschule in Begleitung von Jo Ruoff (mi.) beteiligten sich zusammen mit Dorfbewohnern und einheimischen Handwerkern am Bau der Grundschule in Boboyo.

Die Studierenden der Jade Hochschule in Begleitung von Jo Ruoff (mi.) beteiligten sich zusammen mit Dorfbewohnern und einheimischen Handwerkern am Bau der Grundschule in Boboyo. Foto: privat

Boboyo-Projekt

Oldenburg.Boboyo. Die private Hilfsorganisation „Ident-Africa“ hat sich das Ziel gesetzt, die Bildungsmöglichkeiten im Norden Kameruns zu verbessern und zusammen mit den Dorfbewohnern von Boboyo eine Primarschule zu bauen. Deshalb wandte sich „Ident-Africa“ an Architektur-Hochschulen, um eine klimagerechte Bauweise für dieses in der Sahel-Zone liegende Projekt zu entwickeln.

Um Kompetenzen zusammenzuführen, entstand eine Kooperation zwischen der Jade Hochschule in Oldenburg, der RWTH Aachen und dem Institut du Sahel in Maroua, Nordkamerun. Nach verschiedenen Workshops mit Studierenden aus Deutschland und Kamerun sowie Messungen an eigens errichteten Versuchsbauten entstand ein Entwurf, für den im November 2013 der Grundstein gelegt werden konnte. Seitdem reisen sich abwechselnde Gruppen von Studierenden der drei beteiligten Hochschulen für Einsätze von drei bis sechs Wochen nach Boboyo, um gemeinsam mit den Dorfbewohnern und einheimischen Handwerkern die Schule zu bauen.

Der besondere Anspruch an den Bau besteht in der Schaffung eines Innenraumklimas, das trotz der oft sehr hohen Außentemperaturen frisch und angenehm wirkt, ohne hierfür technisches Gerät wie energieintensive Klimaanlagen zu benötigen.

Ein vom BMBF gefördertes Forschungsprojekt ermöglichte als vorbereitende Untersuchung die Durchführung von Workshops an der Université de Maroua und der RWTH Aachen, bei denen die Studierenden vier Versuchsbauten konzipierten und bauten. Die Untersuchungsergebnisse bildeten die Grundlage für die Konzeption der Vorschule. Ein Monitoring soll den Bauprozess und die Nutzung begleiten, um Aufschluss in Bezug auf Komfort und Ressourcenverbrauch zu geben.

„Schon bei der mindestens zwei Tage dauernden Anreise verändert sich vieles: Ungeahntes ist plötzlich selbstverständlich, der Zeitbegriff erfährt eine völlig andere Deutung und doch gelingt erstaunlich viel: Ganz langsam entsteht zunächst die Gründung, dann die aufgehenden Wände und schließlich die doppelschalige Dachkonstruktion“, sagt Projektleiter Jo Ruoff, der derzeit eine Professur im Fachbereich Architektur an der Jade Hochschule verwaltet. Die Arbeit sei oft schwierig, aber zu bewältigen und außerdem gebe es ja „Mama Marie“, die nicht nur wunderbar kocht, sondern in ihrem riesigen Herzen auch Platz für jede einzelne Studentin und jeden einzelnen Studenten habe.

Auf der fachlichen Seite erlebten die Studierenden die praktische Umsetzung der eigenen Planung - und hin und wieder auch deren Unzulänglichkeit, spürten die wohltuende Kühle einer klimagerechten Bauweise auf der eigenen Haut und entfachten interkulturelle Diskussionen selbst ohne eine gemeinsame Sprache zu sprechen.

Das Projekt verfolgt die Absicht, über die Beschäftigung mit den traditionellen Baustoffen und Bautechniken zu einer Bauweise zu gelangen, die neben einer funktionalen Ebene (Ökonomie, Ökologie, Komfort) auch auf einer kulturellen Ebene wirkt: Mit Blick auf die Tradition werden Baumethoden und Baustoffe auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft, im gestalterischen Prozess neu interpretiert und zu einer neuen, in der Tradition verwurzelten, lokalen baulichen Identität entwickelt.