Studium

U-fahrzeug
28.02.2013

Uwe Barnet, Johannes Horn, Jens Wellhausen, Steffen Dörnath und Jens Hartwig (v.l.) mit dem selbst konstruierten und gebauten Unterwasserfahrzeug "Dipper". Foto Jade Hochschule

"Dipper" dient der Meereserkundung

Wilhelmshaven. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein normales Abflussrohr, auf den zweiten Blick stellt der Betrachter fest, es ist erheblich komplizierter. Zwei Motoren, Wassertanks, eine Platine und Sensoren verstecken sich unter einer abschraubbaren Abdeckung. Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Rohr das Unterwasserfahrzeug „Dipper“, das  Maschinenbau-, Mechatronik- und Elektrotechnikstudenten der Jade Hochschule am Studienort Wilhelmshaven gebaut haben.
„Als Junge habe ich mich schon für U-Boote interessiert. Als ich von dem Projekt „Programmierung von autonomen Unterwasserrobotern“ als Wahlpflichtfach gehört habe, wollte ich sofort dabei sein“, erzählt Steffen Dörnath. So wie dem angehenden Elektroingenieur ging es auch seinen Studienkollegen Johannes Horn und Jens Hartwig, der Maschinenbau  studiert. Im Team mit zwölf Studenten unter der Leitung von  Prof. Dr. Jens Wellhausen vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften und mit Unterstützung des wissenschaftlichen Mitarbeiters Uwe Barnet, der das Labor betreut, machten sich alle an die Arbeit.
Das Fahrzeug soll der Meereserkundung dienen. „So finden gegenwärtig zum Beispiel Strömungsuntersuchungen mit Hilfe von Bojen statt. Sie funken Daten an Land, werden mitunter aber vom Wind verblasen. Unser Fahrzeug kann sich demnächst kontrolliert tauchend treiben lassen“, berichtet Jens Hartwig. „Es könnte auch eine Nutzlast in Form einer Kamera oder eines Greifarms an Bord nehmen und eine Erkundungsfahrt im Hafenbecken von Wilhelmshaven unternehmen um herauszufinden, ob sich Müll am Boden befindet“, ergänzt Johannes Horn. 
Tatsächlich kann das 1,10 Meter lange Unterwasserzeug zehn Meter tief tauchen und könnte somit für Abwasseruntersuchungen, Untersuchungen auf chemische Rückstände oder die Entnahme von Schlickproben eingesetzt werden. Es könnte auch feststellen, ob sich zum Beispiel Algen ausbreiten. 
Eine Studentengruppe befasste sich mit der Konstruktion, die andere mit der Elektronik. Dabei hatten sie stets die Kosten und den Zeitfaktor im Kopf, denn in der Realität unterliegen solche Konstruktionen ebenfalls einem strengen Korsett. „Die Studierenden haben alle Kriterien erfüllt“, freut sich Jens Wellhausen. „Der Kostenrahmen ist sogar unterboten worden“, verrät er. Am Schluss war das Team stolz auf das rund 15 Kilogramm wiegende Unterwasserfahrzeug, will es aber im nächsten Semester optimieren. Im besten Fall kann es eines Tages eine ganze Menge von dem, was der Roboter auf dem Mars beherrscht. 
Zwar sind die angehenden Ingenieure stolz auf ihr gelungenes Unterwasserfahrzeug, aber gleichwohl froh über die gemachten Erfahrungen im Team. „Wir mussten interdisziplinär arbeiten, sonst hätte es nie geklappt“, sagt Jens Hartwig. „Das war nicht immer einfach für uns, weil wir Teamarbeit so nicht kennen und zudem auch mal Konflikte gelöst werden mussten.“
Auch Stefan Dörnath hat erlebt, wie wichtig Kommunikation ist und wie sie funktioniert. „Es war - ohne dass wir es ahnten - ein Softskill-Training. Wir haben viel über uns und den Umgang mit anderen gelernt.“ Johannes Horn hat das ähnlich erlebt und besonders die Freiheit genossen, etwas ausprobieren zu dürfen. „Wir wussten ja nicht, wie wir bestimmte technische Fragen lösen. Wir haben das gemeinsam durchdacht und ein gutes Ergebnis erzielt“, freut er sich.
Jens Wellhausen und Uwe Barnet stimmen dem zu. Beide haben länger in der Industrie gearbeitet und wissen, wie derartige Prozesse dort ablaufen. „Genau das haben die Studierenden hier erlebt und einen Vorgeschmack davon bekommen, was sie im Berufsleben erwartet“, sagt Jens Wellhausen. Wegen des Erfolgs soll das Projekt mit den nächsten Studierenden fortgesetzt werden. Wieder begleitend von einer Vorlesung wird das Unterwasserfahrzeug weiterentwickelt werden. „Wir werden ganz sicher wieder mit dabei sein“, kündigt Jens Hartwig an. „Schließlich ist das ja unser Baby, und da wollen wir wissen, was aus ihm wird.“ 
NEU: Ab WS 2013/2014 Studiengang Meerestechnik am Studienort Wilhelmshaven (ZB)