Meike Wilhelms wählte für den Standort ein freies Grundtsück in Bremen.
Ein nicht alltägliches und doch ganz normales Thema
Oldenburg. Als Studentin des Masterstudiengangs Architektur an der Jade Hochschule fertigte Meike Wilhelms ihren Wettbewerbsbeitrag im Rahmen ihres Intensivprojektes an. Sie nahm damit am bundesweiten Wettbewerb “Trauer braucht Raum“ teil und gewann einen der drei ersten Preise des Kuratoriums der Deutschen Bestattungskultur e.V. in Berlin.
125 Arbeiten aus den Fachrichtungen Architektur und Innenarchitektur sind dafür eingereicht und juriert worden, vergeben wurden drei erste Preise, zwei Lobende Erwähnungen und zwei Sonderpreise.
„Dieses Thema ist eine ganz besondere Herausforderung gewesen“, sagt Prof. Jens Peter Thiessen, der die Arbeit betreut hat. „Menschen, die ein Bestattungsinstitut betreten, sind in einer Ausnahmesituation. Die Architektur muss sich dabei besonders zurück nehmen und Platz schaffen für die Organisation und Durchführung von Trauerfeiern und Bestattungen. Andererseits müssen die Räume den Menschen Halt geben und Ordnung ausstrahlen, funktionale Abläufe einfühlsam trennen und natürlich auch den Mitarbeitern einen lebenswerten Arbeitsplatz schaffen“.
All dies hat Meike Wilhelms gut gelöst. Sie wählte für den Standort ein freies Grundstück in Bremen. Es versprach schon im Vorfeld spannende Blickbeziehungen in und aus dem Haus heraus. Zum Raumprogramm gehörten nicht nur die administrativen Räume eines Bestattungsunternehmens, sondern auch Abschiedsräume für Familien, eine zentrale Andachtshalle und ganz praktische Räume wie Sarg- und Kranzlager, Leichenkühlung, Friedhofsbedarf und Garagen für die Transportfahrzeuge.
„Man kann sich den Ablauf nur schwer vorstellen, wenn man noch nicht so viel Erfahrung mit dem Tod gemacht hat. Ein architektonisches Problem ist die Trennung von verschiedenen Trauergruppen. Für die betroffenen Hinterbliebenen handelt es sich immer um eine Extremsituation. Für die Bestatter ist es ihr tägliches Geschäft, das gut organisiert werden muss. Es ist selbstverständlich, dass mehrere Beerdigungen an einem Tag stattfinden und sich die Gruppen nicht mischen dürfen. So braucht man verschiedene Orientierungen und Zonierungen. Mein Entwurf ist daher sehr zurückhaltend und einfach strukturiert. Alle Räume haben eine besondere Beziehung zum Außenraum. Und das betrifft nicht nur die funktionale Anordnung, sondern auch die Licht- und Wegeführung und sogar die Materialwahl“ sagt Meike Wilhelms. „Ich war schon beim Entwerfen überzeugt davon, dass meine Lösung richtig und angemessen war. Und ich bin überglücklich, so einen großen Wettbewerb gewonnen zu haben“.
Die Jury schreibt dazu in ihrem Bericht:
„Funktionalität und Ästhetik werden durch die dem Anlass angemessenen Zeitlosigkeit, Klarheit und Reduktion der ausgewählten Materialien sehr gut miteinander verbunden. Die schlichte Materialsprache erlaubt individuelle Ausgestaltungen der Trauerfeiern und ist, der Zeit angemessen, konfessionell nicht gebunden. Neben der Gradlinigkeit des Entwurfs überzeugte die Jury die Verbindung von Innen- und Außenraum sowie das Spiel mit Licht und Schatten.“
Meike Wilhelms hat inzwischen ihr Studium erfolgreich abgeschlossen und bewirbt sich bundesweit als Architektin. "Dabei hilft der Wettbewerbserfolg natürlich sehr", freut sie sich.