Studium

Vortrag
11.12.2015
Wie die Bevölkerung im Krisenfall informiert werden muss, erklärt Prof. Dr. Michael Klafft.

Wie die Bevölkerung im Krisenfall informiert werden muss, erklärt Prof. Dr. Michael Klafft. Foto: Sebastian Preiß /Jade HS

Eine Botschaft – viele Kanäle

Wilhelmshaven. Eine gute Vorbereitung, regelmäßige Übungen und das Verbreiten von einheitlichen Botschaften über möglichst viele Kanäle: Darauf kommt es nach Einschätzung von Prof. Dr. Michael Klafft an, wenn Menschen in Gefahrensituationen schnell und effektiv gewarnt werden müssen. Mit seinem Vortrag „Kommunikation in der Krise: Information der Bevölkerung im Katastrophenfall“ endete am Donnerstagnachmittag die Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus (InMWJ) an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven für dieses Wintersemester.

Mit vielen Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit gelang es Klafft, seinen Vortrag vor Studierenden und Beschäftigten der Jade Hochschule sowie einigen externen Gästen lebendig und anschaulich zu gestalten. So beleuchtete der Professor für Wirtschaftsinformatik Fälle wie die Explosionen einer Feuerwerksfabrik in Enschede (2000) und der Ölplattform Deepwater Horizon (2010), das Reaktorunglück von Fukushima (2011) und auch einen ganz aktuellen Fall, nämlich die Kommunikation der Pariser Kriminalpolizei via Twitter nach dem Polizeieinsatz in Saint-Denis im November, bei dem es zu einer Schießerei gekommen war.

Im zuletzt genannten Fall hatte die Polizei in einem ersten Tweet davor gewarnt, den „zentralen Sektor“ des Pariser Vorortes zu betreten. Allerdings hatte sie erst später in einer weiteren Nachricht präzisiert, welches Gebiet genau damit gemeint war. Wie verheerend es sein kann, wenn die Kommunikation in Gefahrensituationen nicht gelingt, zeigte unter anderem das Beispiel von Enschede: Hier gab es kurz hintereinander zwei Explosionen, wobei die erste, weniger starke, zahlreiche Schaulustige angelockt hatte, die nicht vom Unglücksort ferngehalten werden konnten. So kamen nach der zweiten Explosion insgesamt 23 Menschen ums Leben, über 900 wurden verletzt.

Um auf die Kommunikation mit der Bevölkerung im Katastrophenfall gut vorbereitet zu sein, benötige man gut durchdachte Kommunikationspläne, in denen klar geregelt ist, wer in welchen Fällen verantwortlich und befugt ist, Warnnachrichten zu verbreiten. Auch vorgefertigte Textbausteine könnten hilfreich sein. Wichtig sei, dass die Warnmeldungen klar und konsistent gehalten würden – und nicht etwa verschiedene Behörden unterschiedliche Nachrichten verbreiten. Kurz und auf die Kernbotschaft beschränkt (Wer warnt? Was ist passiert? Was ist zu tun?) – so seien die Meldungen für alle Medien geeignet. Zusatzinformationen und Versionen für bestimmte Bevölkerungsgruppen ließen sich ergänzen.

Bei der Verbreitung der Warnnachrichten sei zu beachten, dass die Verantwortlichen sich nicht auf ein Medium oder einen Kanal beschränken – allein schon, weil es durch den Katastrophenfall zu Störungen oder Ausfällen einzelner Kanäle kommen könne. Außerdem ließen sich durch die sogenannte Mehrkanal-Alarmierung die Vorteile der verschiedenen Kanäle kombinieren: Eine Sirene – zum Beispiel – habe einen guten „Weckeffekt“, könne aber bis auf den Warnton an sich keine weiteren Informationen transportieren. Gleichzeitig hätten Testläufe mit Warnnachrichten über SMS gezeigt, dass darüber vor allem nachts zu wenig Adressaten rechtzeitig erreicht werden. „Deshalb: Nehmen Sie alle Kanäle, die Ihnen zur Verfügung stehen, aber sagen Sie unbedingt in allen das Gleiche“, riet Klafft. Infrage kämen dabei Pager, Warn-Apps, spezielle Mobildienste wie Cell-Broadcast, Webseiten und soziale Medien ebenso wie E-Mail, TV, Radio, Videotext und auch Lautsprecherwagen.

Katrin Busch