Foto: Jade HS/Piet Meyer
Im Schiffsführungssimulator mit Thorsten Kramer
Die Kommandobrücke „Weser“ ist voll besetzt – viele neue Gesichter sind zu sehen. Der Produkten- und Chemikalientanker liegt in der Bucht von Sydney. Auf der Brücke genießt man einen Rundumblick von 270 Grad. Auf der Steuerbord-Seite ist die Watson Bay mit einigen Häusern und einem kleinen Leuchtturm zu sehen. Auf der Backbord-Seite zeichnet sich die Steilküste ab.
Mit dem Frachter nach Sydney
Der Tanker dreht nach Backbord und steuert den Hafen von Sydney an. Der Wellengang wird stärker. Ein flaues Gefühl macht sich breit. Doch seekrank kann man hier nicht werden, denn die Kommandobrücke befindet sich im Schiffsführungssimulator der Jade Hochschule. „Über 100 Stunden müssen die Nautiker hier verbringen. Damit ist dieser Studiengang in Deutschland einzigartig“, erklärt
Master Mariner und Dipl.-Ing. Thorsten Kramer vom Fachbereich Seefahrt und Logistik. „Insgesamt bin ich 23 Jahre zur See gefahren, die letzten sechs Jahre als Kapitän.“
Alles im Blick
Im Kontrollraum behält Kramer den Überblick. Auf etlichen Bildschirmen sind die vier Brücken „Weser“, „Jade“, „Ems“ und „Hunte“ zu sehen. Per Walkie-Talkie kommuniziert er mit ihnen und über die Überwachungskameras sieht er alles. An weiteren Computerbildschirmen kann er die Seekarten laden, das Radar begutachten und Einstellungen vornehmen. Dazu gehört die Kontrolle von Wetter und Wellengang oder die Routen-Festlegung anderer Schiffe. Diese kann er per Mausklick an eine andere Stelle auf der Karte setzen.
Achtung, Kollisionskurs
Mittlerweile ist die „Weser“ im Hafen angekommen. Die Studierenden haben den Tanker an dem Sydney Opera House vorbeigeführt. Dahinter ist die Skyline der Stadt: Hochhäuser, Türme und Grünflächen zeigt der Simulator. Hinter der Sydney Harbour Bridge befinden sich die Piers. Die Student_innen lotsen den Tanker rückwärts zur Anlegestelle. Sie laufen auf Kollisionskurs. Aus dem Walkie-Talkie ertönt Kramers Stimme: „Das üben wir aber noch einmal.“ Plötzlich ist die „Weser“ wieder vor den Piers und kann ihren Kurs korrigieren. Kramer hat sie per Mausklick nach hinten geschoben.
Qualität und Können
Mit dem Simulator können die Deutsche Bucht, San Francisco, die Straße von Singapur, der gesamte englische Kanal oder Europoort (Rotterdam) angefahren werden. Für Kramer ist klar: „Die Seefahrt befindet sich in einer globalen Krise. Da wir uns auf einem internationalen Markt behaupten müssen, können wir das, aufgrund der Einkommensstrukturen, nur im Bereich von Qualität und Können erreichen.“