Studium

BIM
01.12.2014
Vor zahlreichen Interessierten in der UCI Kinowelt stellten Jelde Borgmann (BMI-Consult) sowie die Studenten Lydia Corsten (Aachen) und Michael Buning (Oldenburg) das Modell der Südzentrale und mögliche Sanierungsmaßnahmen vor.<span>Foto: Björn Lübbe</span>

Vor zahlreichen Interessierten in der UCI Kinowelt stellten Jelde Borgmann (BMI-Consult) sowie die Studierenden Lydia Corsten (Aachen) und Michael Buning (Oldenburg) das Modell der Südzentrale und mögliche Sanierungsmaßnahmen vor.Foto: Björn Lübbe

In diesem Modell funktioniert sogar der Kran

Wilhelmshaven Die bange Frage stand erst einmal ungesagt im Raum, als am Sonnabend zahlreiche Sympathisanten des Erhalts der Südzentrale, Fachleute und sonstige Interessierte in der UCI Kinowelt zusammenkamen: Ist der Abriss des historischen Bauwerks noch abzuwenden? Wie das Kraftwerk aus Kaisers Zeiten zu sichern und zu sanieren wäre, wollten sie von Studierenden des Masterstudiengangs Management und Engineering im Bauwesen an der Jade Hochschule in Oldenburg und einer Masterstudentin der FH Aachen erfahren. Die Studenten hatten – betreut von Prof. Hans-Georg Oltmanns – sich ein Semester lang damit beschäftigt, mit der innovativen Methode Building Information Modeling (BIM) Sanierungsansätze zu entwickeln.

Die 15 Oldenburger Studierenden hatten ein Statik-Büro simuliert. Ihr Hauptproblem: Es gibt keine wirklich verlässlichen Pläne des Bauwerks. Und sie konnten das Mauerwerk nicht untersuchen, durften nichts anbohren und kein Material mitnehmen. Zu Hilfe kam ihnen das Wilhelmshavener Unternehmen BIM-Consult.

Der Student Michael Buning und Jelde Borgmann von BIM-Consult stellten das gemeinsame Vorgehen vor. Sie machten aber auch klar, dass das Ergebnis der Arbeit jetzt einen groben Überblick gebe, sie liefere kein Gutachten für jedes Bauteil.

Mit einem 3D-Laserscanner wurde das Bauwerk in 300 Einzelscans digital erfasst. 55 Gigabyte Rohdaten seien zusammengekommen. Ein hochgenaues dreidimensionales Modell wurde erstellt, das eine statische Berechnung der ehemaligen Maschinenhalle ermöglichte.

Umbausimulationen wurden in einem Video vor Augen geführt bis hin zu einer möglichen kompletten Sanierung mitsamt funktionsfähiger Krananlage. Und mittels eines 3D-Druckers war die sanierte Südzentrale im Maßstab 1:100 zu bestaunen.

Aus dem Modell hat die Aachener Masterstudentin Lydia Corsten die erforderlichen Daten zur statischen Berechnung der ehemaligen Maschinenhalle herausgefiltert. Ihre Berechnungen ergaben, dass ein Abriss der Nebengebäude die Statik der Halle gefährden könnte. Notwendig wäre es, defekte oder fehlende Stahlträger im Dach auszutauschen und die Dachverbände zu ergänzen.

Der feste Sitz der Nieten sei zu überprüfen, das Dach abzudichten, der Korrosionsschutz zu verbessern. Wärmedämmung und Fensterscheiben seien erforderlich. Auch eine Setzung in der Bodenplatte müsste untersucht werden.

Als unumgängliche Sofortmaßnahmen empfahl Prof. Oltmanns anschließend, die Dachverbände zu ersetzen und die Fenster zu schließen, beim Dach käme es „auf eine Woche“ nicht mehr an.

Rüdiger Nietiedt, Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der Südzentrale, zeigte sich tief beeindruckt von der Arbeit der Studenten. Die Vorträge hätten Mut gemacht. Es sei kein Problem, den Stahl zu konservieren. Sein Schlusswort: „Wir geben nicht auf.“

Die Studierenen hatten für den Fall des Abrisses der Südzentrale in Wilhelmshaven einen Trost bereit: „Selbst wenn das Gebäude nicht mehr besteht, gibt es noch ein schönes Modell.“

Wilhelmshavener Zeitung / Ursula Große Bockhorn