Studium
Produktionstechnik
01.03.2017

Studierende bei der Nachbildung einer Linienproduktion mit unterschiedlichen Steuerungsprinzipien. Foto: Sven Gorny/Jade HS
Produktionsplanspiel: Montage von Flugzeugen
Studierende des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften der Jade Hochschule erlernen Abläufe und Optimierungsmöglichkeiten in der Produktionstechnik künftig auf eine besondere Art: mithilfe von Lego, Stoppuhr und Spielzeugflugzeugen. Ebenfalls eine Besonderheit: Das Produktionsplanspiel wurde von Studierenden entwickelt.Das Szenario
Studierende sitzen an ihren Arbeitsstationen, vor ihnen Sortierkästen mit bunten Kunststoffteilen. An jeder Station gibt es Eingangs- und Ausgangslager, sowie eine Stoppuhr für die Bauzeiten. Weitere Studierende stoppen Gesamtzeiten und prüfen die fertigen Produkte auf Fehler. Am Ende der kleinen Produktionslinie stehen Wasserflugzeuge, aufgereiht wie zur Abholung bereit.Das Ziel
Das eigentliche Ziel ist aber natürlich nicht die effiziente Produktion von Spielzeugflugzeugen, sondern die praxisnahe Vermittlung von zentralen Inhalten der Veranstaltung „Produktionstechnik“. Etablierte Dienstleister bieten die Durchführung solcher Planspiele für Führungspersonal in der Produktion seit Jahren an. Zentrale Konzepte der Produktionsorganisation, die in der Theorie manchmal etwas trocken wirken, können auf diesem Weg praxisnah erlebt werden.Das Produktionsspiel mit den Wasserflugzeugen eines dänischen Spielsteinherstellers haben die Studierenden Sabrina Hohendahl und Hendrik Gaulke in einem studentischen Projekt entwickelt, angeleitet von Prof. Dr.-Ing. Knut Partes. Ein Semester lang wurden Konzepte entwickelt und verworfen, Arbeitspläne vorbereitet und Fertigungsschritte strukturiert, bevor die Sortierkästen und Bausteine beschafft wurden.
„Mit Lego als Lehrmittel entfällt ein ganz großer Teil der Einführung“ erläutert Professor Partes. Sabrina Hohendahl ergänzt: „Und die Anleitungen sind schon fast ein fertiger Arbeitsplan.“ So können sich die Teilnehmenden auf das Wesentliche konzentrieren. Ein positiver Nebeneffekt: Testpersonen für das Projekt mussten nicht lange überredet werden. „Wer spielt denn nicht gerne mit Lego?“, fragt Hendrik Gaulke.
Über das Spielen ist die Gruppe aber schnell hinaus. Vor Station drei stauen sich die Flügelgruppen, weil der Zusammenbau der Rümpfe zu lange dauert. Die dokumentierten Zeiten bestätigen, was das überlaufende Eingangslager andeutet. Ob eine Umstellung des Produktflusses Abhilfe schaffen kann? Welchen Einfluss hat die Losgröße? Wo sind noch Optimierungsmöglichkeiten, und wo versteckt sich Verschwendung? – Die Fragen und Diskussionen klingen wesentlich realer als es das „Spielzeug“ auf dem Tisch vermuten lässt.
Die Regeln
Jede Runde hat ihre eigenen Regeln. „Arbeite schnell nach Vorgabe. Keine Kommunikation.“, lauten die der ersten Runde. Danach gibt es eine Feedback-Runde mit allen Beteiligten. Zahlen und Zeiten werden genauso besprochen wie persönliche Erfahrungen aus der Produktionslinie. Dann wird umgestellt, immer eine Veränderung pro Runde. Dadurch wird die gelernte Theorie mit der eigenen Erfahrung verknüpft.Im kommenden Semester wird das Planspiel erstmalig in der Veranstaltung „Produktionstechnik“ eingesetzt. Folgeprojekte zur Erweiterung auf andere Aspekte und Fragestellungen sind bereits angelaufen.