innovativ
29.03.2017
Bild: (v.l. n.r.) Sascha Seipel, Prof. Dr. Folker Renken, Minghui Li, Jean Romuald Tchouamo Nana, Lars Rittmann, Antony Rostand Nzeuguit Feuzing, Adrian Heeren, Michael Trautmann, Lionel Obassa, Wangjie Wen, Dipl.-Ing. Udo Schürmann. <span>Foto: Patrick Klapetz/Jade HS</span>

Bild: (v.l. n.r.) Sascha Seipel, Prof. Dr. Folker Renken, Minghui Li, Jean Romuald Tchouamo Nana, Lars Rittmann, Antony Rostand Nzeuguit Feuzing, Adrian Heeren, Michael Trautmann, Lionel Obassa, Wangjie Wen, Dipl.-Ing. Udo Schürmann. Foto: Patrick Klapetz/Jade HS

Radeln für soziales Engagement

Am kommenden Wochenende wird in Osnabrück in die Pedale getreten. Im Volkswagenwerk versammeln sich 120 Teams, bestehend aus jeweils bis zu 24 Personen, die auf Indoor- Cycling Rädern einen neuen Guinness Buch Weltrekord aufstellen wollen. Innerhalb von 24 Stunden sollen dabei die Radler_innen mit reiner Muskelkraft den Akku eines Elektroautos vom Typ VW E-Up aufladen. Im Anschluss daran will Olaf Lies mit dem Fahrzeug möglichst den alten Fahrstrecken-Weltrekord vom Jahr 2015 knacken. Technisch unterstützt wird dieser Rekordversuch vom Labor für Leistungselektronik vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Jade Hochschule. (Die Jade Welt berichtete.)

Bereits zwei Mal war der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies am Weltrekordversuch beteiligt. Dabei wurde immer ein Elektrofahrzeug gleichen Typs mit der Hilfe von Indoor Cycling Rädern geladen. Beim ersten Mal konnte Lies im Jahr 2014 eine Fahrstrecke von 105,6 Kilometern zurücklegen. Damit war der Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde gesichert. Dieser Weltrekord wurde im darauffolgenden Jahr mit 120,1 Kilometern reiner Fahrstrecke überboten.

Ein kleiner Rückblick

Für die technische Entwicklung war auch 2014 das Labor für Leistungselektronik an der Jade Hochschule verantwortlich (die Jade Welt berichtete). Unter der Leitung von Prof. Dr. Folker Renken wurden zunächst verschiedene Dynamo-Typen im Dauerbetrieb - von einer Ständerbohrmaschine angetrieben - getestet. Einige Dynamos erreichten dabei Gehäusetemperaturen von bis zu 81 Grad Celsius. Zusammen mit Dipl.-Ing. Udo Schürmann und drei Studierenden vom Studiengang Elektrotechnik wurde eine leistungsstarke Dynamo-Apparatur entwickelt, die mit vier Dynamos ausgestattet werden konnte. Beim Wettbewerb im VW-Zentrum Oldenburg wurde jedes der 120 Indoor-Cycling Räder mit solch einem Dynamo-Bügel versehen. Die Räder wurden dabei so verkabelt, dass zunächst einfache 12 Volt-Batterien aufgeladen wurden, die dann über einen Wechselrichter wiederum das Elektrofahrzeug aufladen konnte.

Im Jahr 2015 wurde zusätzlich die Ansteuerung für eine Anzeigetafel mit einer zweieinhalb Meter großen Bildschirmdiagonalen entwickelt. Darauf werden die aktuelle elektrische Leistung und die bis dahin „erstrampelte“ elektrische Energie mit Diagrammen angezeigt. „Dieser Anzeige ist es irgendwie mit zu verdanken, dass der Weltrekord von 2014 nochmal überboten werden konnte“, sagt Schürmann. „Die Radler wurden auf diese Weise erheblich gepusht“.

Neben der technischen Unterstützung war die Jade Hochschule auch sportlich aktiv am Weltrekordversuch beteiligt, indem zwei oder sogar drei Räder von Mitgliedern der Hochschule über 24 Stunden besetzt wurden. Dabei haben sich nicht nur Mitglieder des technischen Teams, sondern auch viele sportliche Studierende sowie Mitarbeiter_innen und Professoren_innen verausgabt. Auch der Präsident und zwei Vizepräsidenten der Jade Hochschule haben sich beim Radeln ins Zeug gelegt.

Letzte Vorbereitungen

Bis zum 24-Stunden-Indoor-Cycling vom 31. März bis zum 1. April bleibt wenig Zeit für Renken, Schürmann und ihre zwölf Studierenden. In Handarbeit haben sie die 480 Dynamos mit neuen Kunststoff-Buchsen elektrisch isoliert, am jeweiligen Dynamo-Bügel befestigt und geprüft. „Bei diesen Arbeiten war die Unterstützung durch unsere mechanische Werkstatt sehr hilfreich“, sagt Renken.

Am morgigen Donnerstag müssen die 120 Indoor-Cycling Räder im VW-Werk in Osnabrück mit 480 Dynamos ausgestattet werden. Ein paar Reserve-Dynamos hat das Team ebenfalls im Gepäck. Von Freitag 20 Uhr bis Samstag 20 Uhr werden sie die Räder kontrollieren und selber für den Weltrekordversuch strampeln.

Es soll der letzte Weltrekordversuch dieser Art sein. "Jedoch haben wir bereits die Anfrage bekommen, ob wir auch eine Elektro-Kartbahn mit Strom versorgen könnten", erzählt Renken. Das erstrampelte Geld bei diesen Veranstaltungen wird immer gespendet. Diesmal soll es dem Christlichen Kinderhospital in Osnabrück zugutekommen.


Bilder: Das technische Team besteht dieses Mal auch aus internationalen Studierenden: Zwei davon kommen aus China, zwei aus Kamerun und einer aus Gabun.
Mitarbeiter der mechanischen Werkstatt unterstützen das Projekt seit Beginn.
(Fotos: Patrick Klapetz/Jade HS)