Studium
Südafrika
19.09.2013
Student der Jade Hochschule entwickelt Wassererhitzer für Townships
Wilhelmshaven.Port Elizabeth. Finn Gerdes, Student der Jade Hochschule, entwickelte in Südafrika ein solarbetriebenes Wassererhitzungssystem, welches Menschen in Townships günstigen Zugang zu warmem Wasser ermöglicht. Der Student des Wirtschaftsingenieurwesens arbeitete hierfür drei Monate zusammen mit einem südafrikanischen Ingenieur in Port Elizabeth. Er entwickelte einen Prototyp eines Wassererhitzers aus recycelten Materialien, wie zum Beispiel alten PET-Flaschen, und führte eine Untersuchung in Townships durch, um herauszufinden, wie der Warmwasserbedarf der Bewohner aussieht.
Die Kollektoren des „Solar Water Heater“ bestehen aus schwarzen Kunststoff-Rohren in alten PET-Flaschen. Auf der Rückseite der Getränkeflaschen befinden sich Tetra Pak-Innenseiten, die durch die reflektierende Beschichtung zusätzliches Sonnenlicht auf die Rohre spiegeln. Der Wassererhitzer nutzt die Hitze der Sonne, um das Wasser von den Kollektoren in den Tank zu bewegen. Die Dichte des Wassers verringert sich durch die Erwärmung und somit verringert sich auch das Gewicht, das Wasser steigt dadurch nach oben. Der Auslass lässt das warme Wasser in den Wassertank und es kann von dort aus genutzt werden.
Neben der Entwicklung des Prototypen untersuchte Finn Gerdes die Warmwassernutzung von Township-Bewohnern. Als große Herausforderung stellte sich die Durchführung der Bedarfsanalyse in den Wohnsiedlungen heraus – einerseits wegen des Zugangs zu den Townships und andererseits wegen der Sprachbarriere. „Ich war auf die Hilfe eines Übersetzers angewiesen, da die älteren Teilnehmer oft nur isiXhosa sprachen. Viele Teilnehmer waren nicht an solche Umfragen gewöhnt und hatten Probleme, die Fragen zu beantworten.“ Trotzdem konnte die Befragung erfolgreich abgeschlossen werden.
Ziel des vom DAAD geförderten Projektes war es auch, durch die Gründung von Unternehmen, die sich um den Bau, die Vermarktung und die Instandhaltung der Wassererhitzer kümmern, Arbeitsplätze zu schaffen. „Es wäre ideal, wenn die Unternehmer dabei selbst aus ärmeren Bevölkerungsschichten kommen, da der Bau wichtige Arbeitsplätze schaffen würde“, so Gerdes. Ein weiterer Aspekt sei die Wiederverwendung von alten Materialien zum Bau der Erhitzer. „Dies könnte zu weniger Müll und zu einer Stärkung des Umweltbewusstseins führen.“
„Ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden“, sagt Dr. Michael Schuricht vom Fachbereich Management, Information, Technologie der Jade Hochschule, der das Projekt betreute. „Durch die Arbeit von Herrn Gerdes wurden technologisch und ökonomisch große Fortschritte gemacht. Das Thema hat großes Potential. Ich freue mich schon darauf, auch die Umsetzung zu begleiten.“
Finn Gerdes hat die Zeit in Südafrika gut gefallen: „Insgesamt waren die drei Monate großartig! Ich konnte viele neue Erfahrungen sammeln und meine Kenntnisse praktisch anwenden. Ich bin sehr dankbar für die Chance, so weit über den Tellerrand hinaus blicken zu können.“ Besonders aufgefallen sei ihm in Port Elizabeth die Schere zwischen Arm und Reich: „Auf der einen Seite stehen die großen Häuser mit hohen Mauern, Pool und Sicherheitsdienst und 300 Meter weiter befindet sich ein Township, in dem die Bewohner in selbstgebauten Hütten wohnen.“ Dabei sei es nicht immer einfach, mit der Mentalität der Südafrikaner umzugehen. „Von mir als Deutscher wurde zum Beispiel Pünktlichkeit erwartet, während viele Südafrikaner selbst später zu vereinbarten Treffen kamen. Nach kurzer Zeit konnte ich mich jedoch daran gewöhnen und lernte die offene und herzliche Seite der Südafrikaner kennen.“ Gefehlt hat dem gebürtigen Oldenburger vor allem sein Fahrrad - in Port Elizabeth gibt es kaum Radfahrer.
Weitere Informationen:
Dr. Michael Schuricht, 04421-985-2979, michael.schuricht@jade-hs.de
Dr. Michael Schuricht, 04421-985-2979, michael.schuricht@jade-hs.de