Campus
MWJ-Vortrag
16.05.2012
Die Medienzukunft ist vernetzt und datenzentriert
Dr. Christian Maaß, Leiter Strategie und Geschäftsentwicklung bei Bertelsmann (insbesondere arvato IT Services), stellte im Vortrag am Institut für Medienwirtschaft und Journalismus neue Geschäftsmodelle vor. Wenn er eine Million Euro zur Verfügung hätte, würde er sie in Datenaggregatoren oder Dienstleister mit Plattformen für den E-Commerce zwischen Geschäftskunden (B2B) investieren, verriet Dr. Christian Maaß von der Bertelsmann AG am Donnerstag in einem Vortrag an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven. In der Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus stellte der Leiter des Bereichs Strategie und Geschäftsentwicklung und Autor zahlreicher Bücher zu den Themen Online-Geschäftsmodelle und Produktentwicklung sowie des Blogs Netzbaron vor, wie sich Mediennutzung und Kommunikation entwickeln werden und wo sich in Zukunft neue Einnahmemöglichkeiten für Medienunternehmen auftun. Maaß beobachtet für Bertelsmann die Entwicklung von Social Media, ortsbasierten Diensten und Netzwerken und analysiert, wie Unternehmen mit einer Verbindung der technischen Möglichkeiten in Zukunft Geld verdienen können. Bei den zukünftigen Geschäftsmodellen geht es vor allem um die Verwertung und Vernetzung von personenbezogenen und ortsbasierten Daten. In den Redaktionen werden zum Beispiel nicht mehr die Journalisten Themen bestimmen, sondern Algorithmen werten häufige Suchanfragen aus, und die Themen für Zeitschriften würden dann nach den häufigsten Suchanfragen gesetzt, sagt Maaß für den Journalismus voraus. Der Journalismus werde sich dann so verändern, dass entsprechende Aufträge an freie Journalisten verteilt werden, die nicht mehr fest in Redaktionen eingebunden sind. Auf solche Veränderungen bereitet sich das Medienunternehmen Bertelsmann bereits heute vor. Informationen würden zunehmend auf die Bedürfnisse und Interessen der Nutzer zugeschnitten – nach ihren Präferenzen, Vorlieben und Profilen in Suchmaschinen und sozialen Netzwerken, angepasst auf den Ort, an dem sie sich befinden. Werbung kann genauer präsentiert werden, Produkte und Dienstleistungen könnten besser entsprechend Angebot und Nachfrage verteilt werden. Die Medienzukunft sei datenzentriert, d.h. im Mittelpunkt stehen Informationen, nicht bestimmte Medien oder Plattformen, und industrialisiert, also zunehmend technisch unterstützt und gesteuert. Kritisch diskutierte das Publikum – Studierende und Professoren der Hochschule, aber auch externe Gäste – über die Verantwortung des Unternehmens für Folgen der neuen Entwicklungen für die Nutzer. Maaß befürwortete eine gesellschaftliche Diskussion, sah die Verantwortung dafür, diese anzustoßen, aber nicht nur bei den Medienunternehmen, sondern vor allem im Bereich Bildung und Aufklärung.Maaß stellte in seinem Vortrag mehrere Bereiche vor, in denen sich seine Abteilung auf eine solche vernetzte, datenbasierte Zukunft vorbereitet. Den Studierenden empfahl er, mit einer Kombination aus Wirtschafts- und Technikkenntnissen zu punkten. Wer diese beiden Bereiche verbinden könne, brauche sich um seine Zukunft keine Sorgen zu machen, sagt Maaß voraus: „Solche Leute werden händeringend gesucht.“