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MWJ-Vortrag
19.04.2013
Prof. Dr. Kai-Uwe Hellmann wirft einen kritischen Blick auf das Markenzeichen "innere Führung" bei der Bundeswehr. Foto: Geert Oeser

Prof. Dr. Kai-Uwe Hellmann wirft einen kritischen Blick auf das Markenzeichen "innere Führung" bei der Bundeswehr. Foto: Geert Oeser

„Innere Führung“ als Markenzeichen der Bundeswehr kritisch hinterfragt

Wilhelmshaven. Dr. Kai-Uwe Hellmann, Professor für Soziologie an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr in Hamburg, hat am Donnerstag den zweiten Vortrag der Vortragsreihe „Gegenwart und Zukunft der Kommunikation“ des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus (InMWJ) in diesem Semester an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven gehalten. Sein Thema „Die ‚Innere Führung’ als ‚Markenzeichen’ der Bundeswehr“ stieß bei Studierenden und Gästen aus der Stadt auf großes Interesse, und der Referent enttäuschte die Erwartungen nicht. 
Nach einführenden Bemerkungen über Trends und Erfolgsrezepte in der Markenführung im Allgemeinen und über die Besonderheiten der Bundeswehr als Organisation kam Hellmann schnell zur angekündigten markensoziologischen Betrachtung seines Kernthemas: nämlich der Tatsache, dass viele Wehrexperten die „Innere Führung“ als das „Markenzeichen“ der Bundeswehr betrachten.
Die „Innere Führung“ ist eine Vorschrift, die sich die Bundeswehr bei ihrer Gründung 1955 gegeben hat. Sie sollte vor allem zwei Dingen entgegen wirken, erklärte Hellmann: Zum einen dem Umstand, „dass die Armee unbeachtet und unkontrolliert tut, was sie will“, und zum anderen dem „Kadavergehorsam“, also dem blinden Ausführen von Befehlen. Als „Staatsbürger in Uniform“ sollen Bundeswehrsoldaten vielmehr ihr Gewissen mobilisieren, vor allem bei fragwürdigen Befehlen.
Das Dilemma, das Hellmann im Folgenden beschrieb: Seitdem die Bundeswehr sich wieder in Auslandseinsätzen befindet, sei die „Innere Führung“ in Bedrängnis geraten. Denn: „Das, was strategisch überlegt wird, und das, was im Kampf passiert, hat wenig miteinander zu tun.“ Gebraucht würden, beispielsweise in Afghanistan, Kämpfer, die töten müssten und getötet werden könnten. „Aber was hat das noch mit der Inneren Führung zu tun?“, fragte Hellmann. Das Problem bei dem Bestreben, sie als Markenzeichen der Bundeswehr aufrechtzuerhalten, sei die Tatsache, dass neue Einsatzrealitäten dabei nicht berücksichtigt und bei der Einsatzvorbereitung auch kaum diskutiert würden. So wirke das Markenzeichen primär nach außen, aber nicht nach innen. Eine Problematik, die sich laut Hellmann auch bei Wirtschaftsunternehmen feststellen lasse: Markenverständnisse würden primär von der „Spitze“ hergestellt, die „Bodentruppen“ seien selten daran beteiligt – aber eben nicht ohne Wirkung.
Text: Katrin Busch