Campus

Journalismus
05.04.2013

Der stellvertretende Chefredakteur von Zeit Online Karsten Polke-Majewski war mit dem Thema „Journalismus der Zukunft“ zu Gast. (Foto: Geert Oeser)

Journalismus der Zukunft braucht Hintergründe, Deutungen und gute Unterhaltung

Wilhelmshaven. Für einen äußerst gelungenen Start der Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven in diesem Semester hat am Donnerstagnachmittag Karsten Polke-Majewski gesorgt. Der stellvertretende Chefredakteur von Zeit Online war mit dem Thema „Journalismus der Zukunft“ zu Gast. Rund 100 Studierende, Lehrende und Gäste der Hochschule waren gekommen und erlebten nicht nur einen spannenden Vortrag, sondern auch eine abwechslungsreiche Diskussion im Anschluss.

Lebendig, verständlich und durch Beispiele und Anekdoten aus dem eigenen Berufsleben sehr anschaulich beleuchtete Polke-Majewski die bisherige Entwicklung des Online-Journalismus in Deutschland. Der könne sicher an vielen Stellen noch deutlich besser werden, so das Fazit des Referenten. Doch gemessen daran, wie lange es bis zur Entwicklung wirklich guter Zeitungen und Rundfunkangebote gedauert habe, stehe man gar nicht so schlecht da.

Als große Herausforderung für die Redaktionen und Verlage nannte er die wachsende Nutzung von Mobilgeräten. „Wir müssen schnell sein, aktuell sein, vor allem Hintergründe und Deutungen liefern, aber auch auf hohem Niveau unterhalten“, betonte er. Gerade zu Uhrzeiten, zu denen früher Zeitung gelesen worden sei, greife man nun viel häufiger zum Smartphone oder Tablet-Computer. Wer nicht mit einer eigenen App präsent sei, verliere an Aufmerksamkeit.

Die Verlage sieht er außerdem vor der Aufgabe, ein für ihre Produkte passendes Geschäftsmodell zu entwickeln, mit dem sich online Geld verdienen lässt. So sei beispielsweise die Diskussion über die sogenannte „Paywall“ gar nicht absurd. Auch bei Zeit Online denke man darüber nach. Die Frage sei aber, ab wie vielen kostenlos gelesenen Artikeln eine Bezahlschranke sinnvoll und akzeptabel sei, wie sie technisch gelöst werde und ob der Aufwand sich für die Anzahl der User lohne, die sich letztendlich darauf einlassen.

Was nun aber der (Online-)Journalist der Zukunft können müsse, war die Frage, die vor allem die vielen Studierenden des Studiengangs Medienwirtschaft und Journalismus im Publikum interessierte. Und die Antwort des ausgewiesenen Experten konnte durchaus Mut machen: Neben dem reinen „Handwerk“, also der Fähigkeit, Themen einzuschätzen, zu recherchieren, Texte zu schreiben oder Fernsehbeiträge zu drehen, gehöre auch die Bereitschaft dazu, sich auf neue Technik einzulassen und zu experimentieren. Aber: „Sie müssen nicht alle alles können – und am besten auch noch alles mit einem Gerät“, so Polke-Majewski. „Das funktioniert nicht. Sondern Sie müssen etwas besonders gut können, und sie müssen verstehen, wie die anderen Dinge funktionieren. Wissen, was davon möglich und sinnvoll ist.“ Dabei seien die Wilhelmshavener MWJ-Studierenden mit den breit angelegten Inhalten ihres Studiengangs gut aufgestellt. Und gut ausgebildete Leute seien es schließlich, die der Journalismus der Zukunft brauche – gerade angesichts des heutigen Informationsüberflusses. Es müsse Menschen geben, die Orientierung schaffen und die eine Stimme für die Schwachen und die Stummen sind: „Und das“, schloss Polke-Majewski, „kann niemand anders sein als wir.“ Text: Katrin Busch