Forschung

Gesundheit
04.09.2018
Viele der befragten älteren Menschen halten sich im Alltag durch Bewegung fit – insbesondere durchs Radfahren. <span>Fotos: Sonja Dilz/ Jade HS</span>

Viele der befragten älteren Menschen halten sich im Alltag durch Bewegung fit – insbesondere durchs Radfahren. Fotos: Sonja Dilz/ Jade HS

Gesund alt werden durch Bewegung

Das Thema „Gesund älter werden“ gewinnt aufgrund des demografischen Wandels an Bedeutung. Bewegung gilt als wichtige Bedingung für ein gesundes Altern: „Sportliche Betätigung reduziert das Risiko für viele chronische Erkrankungen, ebenso für Verletzungen“, erklärt Dr. Frauke Koppelin, Professorin für Gesundheitswissenschaften und Studiengangsleiterin im Weiterbildungsmaster Public Health an der Jade Hochschule. Zudem wirke sich Bewegung positiv auf die psychische Gesundheit und Lebensqualität aus. Dennoch: „Trotz dieser bekannten positiven Effekte und Bewegungsempfehlungen weisen laut aktuellem „DGV-Report 2018“ ältere Menschen im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen die geringste körperliche Aktivität auf.“

Symposium „Healthy ageing – Prävention in Lebenswelten“

Gesundheitsfördernde Maßnahmen für ältere Menschen (65+) zu entwickeln und in der Region Oldenburg zu verankern, ist Ziel eines Kooperationssnetzwerkes bestehend aus der Jade Hochschule, dem OFFIS - Institut für Informatik und dem Stadtsportbund Oldenburg e.V.. Die drei Institutionen luden heute 50 Akteure aus der Politik, Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft an die Jade Hochschule ein, um sich über gegenwärtige und zukünftige Ansätze sowie Kooperationsmöglichkeiten auszutauschen. „Der interdisziplinäre Austausch dient als Basis, Präventionsforschung und Gesundheitsleistungen in der Trägerschaft der gemeinnütziger Vereine zu vernetzen“, sagt Dr. Gero Büsselmann, Vorsitzender des Stadtsportbunds Oldenburg e. V., „auch um gemeinsam neue, innovative Wege der Mitgliedermobilisierung zu beschreiten.“ Das Präventionsgesetz selbst nennt namentlich die Lebenswelten des Sports und die gesundheitsfördernden Aspekte der sozialen Teilhabe. Auf dieser Grundlage würden die 114 Oldenburger Sportvereine mit 42.000 Mitgliedern eine große Ressource zur Unterstützung der Prävention in Lebenswelten darstellen. Fragen des Symposiums waren unter anderem, inwieweit körperliche Aktivität durch Smart-Healthcare-Technologien und Gruppendynamik gefördert werden kann.

Kontakt zu anderen Menschen besonders wichtig für Frauen

Auch die ersten Ergebnisse des aktuellen Forschungsprojektes „Körperliche Aktivität, Gerechtigkeit und Gesundheit: Primärprävention für gesundes Altern“ (AEQUIPA) im Teilprojekt TECHNOLOGY der Jade Hochschule wurden vorgestellt. In einer Interviewstudie untersuchten die Wissenschaftler_innen, wie und wann ältere Menschen aktiv sind und welche Faktoren zur körperlichen Aktivität motivieren oder als Barriere empfunden werden. „Wir haben 33 Personen interviewt und herausgefunden, dass viele Teilnehmende im Alltag aktiv waren (z.B. Haushalt, Einkäufe, Gartenarbeit, Radfahren) und zusätzlich Fitness- und Sportangebote nutzten. Menschen mit einem Migrationshintergrund nutzten häufig niedrigschwellige Angebote in den Stadtteiltreffs.“ Als motivierender Faktor wurde vor allem bei den Frauen der Kontakt zu anderen Menschen abgeleitet.

Mehr Mobilität durch technische Hilfen

Laut Interviewstudie nutzt jede vierte Person über 65 technische Geräte wie Aktivitätstracker oder Gesundheitsapps zur Unterstützung der Mobilität – mit deutlichen Möglichkeiten für die Zukunft: Neben Apps könnten etwa auch neue Erinnerungs- und Motivationstechnologien im häuslichen Umfeld zum Einsatz kommen. „Technische Unterstützung wird mehr und mehr in Alltagsgeräte wie Lampen, Elektrogeräte oder selbst Sofakissen eingebettet. So kann die Lampe blinken, wenn man sich eine bestimmte Zeit nicht bewegt hat - und dann eine Bewegung vorschlagen“, erklärt Dr. Jochen Meyer, Leiter für den Forschungsbereich Gesundheit im OFFIS - Institut für Informatik. Wichtig sei es, Menschen dort zu unterstützen, wo sie sich aufhalten und leben – zuhause oder mit Angeboten im Stadtteil –   und auf eine Weise, dass die Technik leicht bedienbare, positive Unterstützung anbietet.
Forschungsschwerpunkt in der zweiten Förderphase des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes AEQUIPA ist die gesundheitliche Chancengleichheit, die Nutzerbedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Bildungsstand berücksichtigt. Auch werden innovative Technologien entwickelt, die im Alltag erprobt, nutzbar und nützlich sind.

Gesundheitsforschung an der Jade Hochschule

Das Themenfeld „Gesundes Altern“ ist eng mit dem Profil Gesundheit der Jade Hochschule verbunden. Am Studienort Oldenburg ist dieses Thema besonders präsent, die Abteilung „Technik und Gesundheit für Menschen“ und die Bereiche Medizintechnik, Geoinformation und Architektur haben das Forschungsprofil in den letzten Jahren geschärft. Die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen hat 2016 die Gesundheitsforschung der Jade Hochschule positiv bewertet. In diesem Jahr feiert der Weiterbildungsstudiengang Public Health sein fünfjähriges Bestehen.


Bild unten: Die Veranstalter des Symposiums möchten gemeinsam gesundheitsfördernde Maßnahmen für ältere Menschen entwickeln (v.li.): Kay von Holdt, OFFIS - Institut für Informatik, Alexander Pauls, Prof. Dr. Frauke Koppelin, beide Jade Hochschule, Dr. Gero Büsselmann, Stadtsportbund Oldenburg e.V., Prof. Dr. Andrea Czepek, Jade Hochschule und Dr. Jochen Meyer, OFFIS - Institut für Informatik. (Foto: Piet Meyer/Jade HS)