Forschung

Energie
29.11.2012
Durch die enge Zusammenarbeit entstand ein internationales Netzwerk von Experten der nachhaltigen Energieplanung. Foto: Piet Meyer

Durch die enge Zusammenarbeit entstand ein internationales Netzwerk von Experten der nachhaltigen Energieplanung. Foto: Piet Meyer

Internationales Forschungsprojekt erfolgreich abgeschlossen

Oldenburg. Die Jade Hochschule präsentierte gestern die Ergebnisse des mit insgesamt 2,6 Millionen Euro geförderten internationalen Forschungsprojektes zur nachhaltigen Energieplanung im Nordseeraum. Ziel des transnationalen Projektes „North Sea Sustainable Energy Planning“ (North Sea SEP) mit 14 Projektpartnern aus sechs Ländern war es, Probleme und Chancen der Energiewende für Kommunen und Regionen des Nordseeraums zu analysieren und Handlungsempfehlungen zu entwickeln. „Der Einsatz von erneuerbaren Energien ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger für die Zukunfts- und Standortsicherung geworden“, sagt Prof. Dr. Manfred Weisensee, Projektleiter und Vizepräsident für Forschung der Jade Hochschule. „Die Ergebnisse unseres Projektes geben Kommunen konkrete Werkzeuge an die Hand, die Energiewende vor Ort umzusetzen.“
Als Leadpartner leitete die Jade Hochschule seit September 2009 das derzeit größte Interreg IVb Forschungsprojekt Niedersachsens und tauschte sich gestern bei der Abschlusskonferenz mit 70 Beteiligten über die Ergebnisse aus. 
Im Rahmen von „North Sea SEP“ ermittelten Wissenschaftler der Jade Hochschule beispielsweise das Potential für den Einsatz von Photovoltaikanlagen. Die Ergebnisse der Untersuchungen in der Gemeinde Grasberg bei Bremen zeigten, dass es unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, den Bedarf an elektrischer Energie zur Versorgung der Privathaushalte vollständig über Photovoltaikanlagen zu gewährleisten. Wenn 40 Prozent der als optimal ermittelten Dachflächen und 25 Prozent der bedingt geeigneten Dachflächen für die Installation von Photovoltaikanlagen genutzt werden, wird in Grasberg mehr elektrische Energie produziert, als von den privaten Haushalten benötigt wird. Basierend auf dem EnergieEinspeiseGesetz (EEG), das den Betreibern von Photovoltaikanlagen eine feste Vergütung für den ins Netz eingespeisten Strom garantiert, könnte die Gemeinde Grasberg (ca. 7.700 Einwohner) so zusätzlich mehr als 2,5 Millionen Euro pro Jahr einnehmen. Untersuchungen in Partnerländern bestätigen diese Ergebnisse, die jetzt in der Bebauungsplanung sowohl von Grasberg als auch von der niederländischen Partnerstadt Tynaarlo bereits berücksichtigt werden können. So sollen beispielsweise bei Neubauten große Dachflächen möglichst nach Süden und so ausgerichtet werden, dass sie ganzjährig schattenfrei sind. (Projektverantwortlich: Prof. Dr. Thomas Luhmann und Andreas Voigt)
Ein weiteres Ergebnis von „North Sea SEP“ ist eine Webanwendung, mit der die Attraktivität von Projekten aus dem Bereich „erneuerbare Energien und Energieeffizienz“ aus verschiedenen Blickwinkeln bewertet werden kann. Das Web-Tool ermöglicht eine ganzheitliche Beurteilung eines nachhaltigen Projektes hinsichtlich der wirtschaftlichen Attraktivität für private Investoren oder Unternehmen oder für die Region. Zudem hilft das Programm die Minimierung ökologischer Schäden sowie des qualitativen Nutzens besser einzuschätzen. Das Programm verwendet für die Beurteilung Parameter, wie die Investitionskosten, Laufzeiten, Betriebskosten sowie die Menge der eingesparten oder erzeugten Energie. Die Ergebnisse der Berechnung können als Entscheidungshilfe dafür dienen, Maßnahmen im Sinne der Energiewende auf lokaler und regionaler Ebene umzusetzen. Zusätzlich kann damit ein Projekt vor Interessenten optimal dargestellt werden. (Projektverantwortlich: Stevica Milentijevic, Prof. Dr. Franz Diemand und Prof. Dr. Wiard Janßen)
Auch entstand im Rahmen des Forschungsprojektes ein Leitfaden zur „Nachträglichen Hohlraumdämmung“, der Fachleuten wie Energieberatern und Architekten aber auch Eigenheimbesitzern Hinweise zur Planung und Durchführung einer nachträglichen Hohlraumdämmung liefert. Dieser Leitfaden wurde für alle Projektpartner ins Englische übersetzt. (Projektverantwortlich: Prof. Dr. Heinrich Wigger)
Ein weiteres Forschungsprojekt der Jade Hochschule im Rahmen von „North Sea SEP“ war die Rückgewinnung von Energie aus Abwasser. Durch intelligente Technik lässt sich ein Teil der im Abwasser enthaltenen Energie zurückgewinnen und der erneuten Nutzung zuführen. Voraussetzung dafür ist eine hinreichend große Abwassermenge und eine angepasste Technik. (Projektverantwortlich: Prof. Thomas Wegener und Jürgen Knies).
Das Forschungsprojekt „North Sea SEP“ wurde aus dem Interreg-Programm, einem Förderprogramm der Europäischen Union zur Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und räumlichen Zusammenhalts in Europa, gefördert und hat ein Projektvolumen von insgesamt 5,2 Millionen Euro. 14 Projektpartner aus den sechs Ländern Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Schweden und Großbritannien arbeiteten zusammen.
Weitere Informationen: 
Hans-Peter Ratzke, Forschungsmanagement, 0441-7708-3367, ratzke@jade-hs.de