Forschung

Hören
16.01.2013
Bei den Probemessungen zeigt die Probandin mit einem „Laserschwert“ auf die Geräuschquelle. Foto: Piet Meyer

Bei den Probemessungen zeigt die Probandin mit einem „Laserschwert“ auf die Geräuschquelle. Foto: Piet Meyer

Neues Messverfahren erfasst Richtungshören

Oldenburg. Forscher der Jade Hochschule entwickeln derzeit ein Verfahren um zu messen, inwieweit Kinder hören können, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Ziel des Forschungsprojektes ist es, unter anderem Kliniken, Arztpraxen, Hörgeräte-Akustikern oder Beratungsstellen für Hörgeschädigte ein einfach bedienbares, weitgehend automatisiertes Verfahren zur Verfügung zu stellen, mit dem das Richtungshören überprüft werden kann. „Das Verfahren könnte sowohl im Bereich der Diagnostik zur genaueren Untersuchung der Hörentwicklung als auch in der Rehabilitation von Hörstörungen eingesetzt werden“, sagt Prof. Dr. Karsten Plotz vom Institut für Hörtechnik und Audiologie der Jade Hochschule, einer der Projektleiter des Forschungsprojektes „Erfassung des Richtungshörens bei Kindern (ERKI)“. 
Momentan bereits im Einsatz ist ein Prototyp, bei dem Lautsprecher im Halbkreis um das Kind aufgebaut sind („Mainzer-Kindertische“). Das neue Verfahren der Jade Hochschule positioniert die Klangquellen im Lautsprecherhalbkreis virtuell, wodurch die Anzahl der wahrgenommenen Geräuschquellen beliebig erhöht werden kann. Die Messungen liefern durch diese virtuelle Akustik sehr viel genauere Ergebnisse.
Um die Richtungsangaben der Probanden automatisch, genau und in Echtzeit zu erfassen, entwickeln Forscher der Jade Hochschule zusätzlich ein optisches 3D-Messsystem. Die Kinder erhalten eine Kappe und ein Zeigeinstrument (ähnlich einem „Laserschwert“). Dreht das Kind seinen Kopf in Richtung der Geräuschquelle und zeigt auf die gehörte Quelle, wird durch ein direktes Anzeigen der Richtung ein optisches Feedback erzeugt, das dem Kind Sicherheit gibt. Die Bewegung wird zeitgleich optisch erfasst und die Daten werden automatisch mit den Audiodaten zusammengeführt. 
„Die besondere Herausforderung liegt in der Entwicklung einer äußerst kostengünstigen Lösung, die an vorhandene Anlagen angepasst werden kann“, sagt Prof. Dr. Thomas Luhmann, Leiter des Instituts für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik und Projektleiter für die Entwicklung des „Low-Cost-Trackingsystems“. 
Für die ersten Probemessungen sucht das Institut für Hörtechnik und Audiologie der Jade Hochschule im kommenden Frühjahr/Sommer 80 Schülerinnen und Schüler Oldenburger Grundschulen. „Wir werden im Frühjahr die Schulleitungen und Lehrenden ausgewählter Grundschulen ansprechen um den Eltern das Forschungsprojekt vorstellen zu können“, so Plotz. „Wenn einzelne Schülerinnen oder Schüler jetzt schon Interesse haben, können sie sich aber auch gerne gleich an uns wenden.“ 
Für die Verbundprojekte zum Richtungshören bei Kindern erhält die Jade Hochschule für zwei Jahre 300.000 Euro Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
Weitere Informationen:
Katharina Schmidt, Tel.:0441/7708-3773, katharina.schmidt‎@‎jade-hs.de