Forschung

HÖRSTAT
23.01.2017
Rund 1900 Erwachsene zwischen 18 und 97 Jahren nahmen in Oldenburg und Emden an HÖRSTAT teil. Auf diese Ergebnisse baut die Überarbeitung eines internationalen Standards zum Normalgehör. Foto: M. Stephan / Jade HS

Rund 1900 Erwachsene zwischen 18 und 97 Jahren nahmen in Oldenburg und Emden an HÖRSTAT teil. Auf diese Ergebnisse baut die Überarbeitung eines internationalen Standards zum Normalgehör. Foto: Jade HS/M. Stephan

Oldenburger und Emder hören für die Welt

Hörtestergebnisse aus Oldenburg und Emden werden in die internationale Norm ISO 7029 aufgenommen. Diese Norm beschreibt, wie sich das Tonhörvermögen von gesunden Frauen und Männern allein durch die  Alterung verändert. Die Daten aus dem Nordwesten waren 2010-2012 mit der Studie HÖRSTAT durch die Jade Hochschule erhoben worden.

Die internationale Norm ISO 7029 stellt den wichtigen Bezugsrahmen zur Abschätzung eines normalen, alterstypischen Gehörs bis zu einem Alter von 80 Jahren und bildet die Grundlage für weitere internationale Normen. So wird zum Beispiel der schädigende Einfluss von Lärm mit Bezug auf ISO 7029 abgeschätzt. Diese Festlegungen sind von weitreichender Bedeutung. Die internationale Vorarbeit, die zu der jetzt abgestimmten Revisionsfassung der ISO 7029 führte, dauerte rund zehn Jahre. Die Daten aus Oldenburg und Emden stehen für den deutschen Beitrag. Sie bilden neben Studienergebnissen aus Japan, Norwegen und Großbritannien die Datenbasis, mit der die wichtigsten Größen in dem neuen Standard bestimmt werden.

An der Studie HÖRSTAT nahmen insgesamt 1903 Erwachsene teil. Sie waren zuvor nach einem Zufallsverfahren aus den örtlichen Melderegistern ausgewählt worden. Die Untersuchung wurde an zwei Studienorten durchgeführt, um die Anteile von Berufstätigkeit in Industrie und Handwerk den bundesweiten Anteilen anzunähern und somit eine höhere Repräsentativität der alters- und geschlechtsgeschichteten Stichproben zu erreichen.

Allerdings werden nicht alle Teilnehmer_innen mit ihren pseudonymisierten und verarbeiteten Daten eine Spur in der neuen Norm hinterlassen. Die Wissenschaftlerinnen Petra von Gablenz und Prof. Dr. Holube, die das Projekt verantworteten und auswerteten, veröffentlichten u.a. die Datenverteilungen für Erwachsene verschiedenen Alters in der internationalen Fachzeitschrift „International Journal of Audiology“. Nur die Daten der Männer und Frauen, für die eine übermäßige Lärmbelastung, vorangehende oder akute Ohrerkrankungen, eine schlechte allgemeine Gesundheitsverfassung mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden konnte, gingen in die Berechnungen der internationalen Norm ein.

Die Daten aus HÖRSTAT ermöglichten bereits, den Anteil schwerhöriger Erwachsener in Deutschland hochzurechnen. Dass die Studienergebnisse nun ihren Niederschlag in der internationalen Norm zum gesunden altersabhängigen Gehör finden, zeichnet die aufwändige, mit europäischen Forschungsmitteln (EFRE) und vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanzierte Forschungsarbeit in besonderem Maße aus. Die beiden Wissenschaftlerinnen danken ihrerseits den Studienteilnehmern, die unentgeltlich jeweils für etwa eine Stunde zu Untersuchungen und Befragungen in die Hochschulen Oldenburg bzw. Emdengekommen waren. Ohne sie und die 23 studentischen Mitarbeiter_innen wäre dieser weitere internationale Erfolg der Oldenburger Hörforschung nicht möglich gewesen.

Weitere Informationen: Petra von Gablenz, Tel. 0441 – 7708 3714