Forschung
Prävention
06.01.2015
Professorin der Jade Hochschule erstellt Expertise für Robert Koch Institut
Oldenburg.Bremen. Männer gelten als das starke Geschlecht. Doch wenn es um ihre Gesundheit geht, trifft das nicht zu. Denn sie sterben durchschnittlich sechs Jahre früher als Frauen. Dass es bezüglich der Gesundheit geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, bestätigt auch eine Expertise zum Thema „Männerspezifische Prävention und Gesundheitsförderung“, die das Robert Koch Institut (RKI) bei Dr. Frauke Koppelin, Professorin des Masterstudiengangs Public Health am Studienort Oldenburg der Jade Hochschule, für den Bericht „Gesundheitliche Lage der Männer in Deutschland“ in Auftrag gegeben hat. Dieser Bericht ist soeben erschienen.Zusammen mit einem Bremer Team, u.a. war das Referat für Kommunale Gesundheitsberichterstattung des Bremer Gesundheitsamtes, das Zentrum für Sozialpolitik und das Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen sowie der Runde Tisch Männergesundheit beteiligt, hat die Gesundheitswissenschaftlerin Daten und Fakten gesammelt und ausgewertet. „Geschlechtsspezifische Gesundheitsforschung spielt auch im Masterstudiengang Public Health an der Jade Hochschule eine große Rolle. Deshalb war die Zusammenarbeit mit den Bremer Kolleginnen und Kollegen sehr befruchtend“, berichtet Frauke Koppelin.
„Die Unterschiede im Gesundheitszustand und der Sterblichkeitsrate zwischen Männern und Frauen kommen nicht erst im Alter zum Tragen“, stellt die Wissenschaftlerin klar. Die Gründe hierfür sind in allen Lebensphasen zu finden, erläutert sie. „Einerseits leben viele Männer risikoreicher als Frauen, was auf ihre Sozialisation und ihr Rollenverständnis zurück zu führen ist. Andererseits ist ihr Arbeitsleben häufiger gesundheitsgefährdender als das von Frauen. Auch sterben erheblich mehr Männer am Arbeitsplatz als Frauen“, berichtet sie weiter. Männer, das bestätigen die Untersuchungen ihres Teams, gehen zudem viel zu spät zum Arzt und nutzen kaum Präventionsangebote.
Für Männer, so lautet ein weiteres Ergebnis der Expertise, gibt es zu wenig Gesundheitsförderung und Prävention. „Mögliche Angebote werden außerdem wenig männergerecht kommuniziert und müssten viel stärker auf sie zugeschnitten sein“, sagt Frauke Koppelin, weshalb sie eine männergerechte Angebotsstruktur empfiehlt. „Das beginnt schon mit der Ansprache. Auch der Ort, wo speziell Kurse für sie angeboten werden, müsste gut überlegt sein. Wir meinen, dass man Männer in der Erwerbsphase eher über die Betriebe erreicht“, sagt Frauke Koppelin.
So fand sie mit ihrem Team heraus, dass Volkshochschulen kaum männerspezifische Angebote vorhalten. Folglich werden erheblich weniger Männer als Frauen erreicht. Das Verhältnis liegt etwa bei 20 zu 80 Prozent, macht die Expertin auf den Notstand aufmerksam. Deshalb fordert sie: Raus aus der Sackgasse.
„Optimal wäre es, wenn bereits im Kindergarten Gesundheitsbewusstsein und Gesundheitskompetenz – eben jenseits der Medizin - erlernt würden“, sagt sie. „Denn Medizin sucht nach dem Krankhaften und genau damit wollen die meisten Männer nichts zu tun haben.“ Um gegenwärtig möglichst viele Männer zu erreichen, sei die Entwicklung einer jungen- und männergerechten Gesundheitskommunikation unerlässlich und eben ein auf sie zugeschnittenes Angebot an einem akzeptablen Ort, mit dem sie sich identifizieren können.“