Campus

Vortragsreihe
30.04.2014
Pia Schreiber referiert über die Wissenschaftskommunikation für Kinder.

Pia Schreiber referiert über die Wissenschaftskommunikation für Kinder. Foto: Geert Oeser

Von Daniel Düsentrieb und ganz normalen Menschen

Wilhelmshaven. Wie kann Wissenschaftskommunikation für Kinder an Universitäten nachhaltig gestaltet werden? Dieser Frage widmete sich Pia Schreiber in ihrem Vortrag „Kinderuniversitäten: Viel ‚Knall, Bumm, Peng!‘ und wenig ‚Ah!‘?“ am vergangenen Donnerstag an der Jade Hochschule am Studienort Wilhelmshaven. In der Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus präsentierte die Diplom-Journalistin und Lehrkraft für besondere Aufgaben Ergebnisse ihres Dissertationsprojekts.

„Wenn Kinder in Universitäten gehen, haben sie eine bestimmte Vorstellung von den Professoren: Das ist dann der Daniel Düsentrieb-Typ. Aber danach stellen sie meist fest, dass Wissenschaftler auch nur ganz normale Menschen sind“, formulierte Pia Schreiber die Erfahrungen der jungen Zuhörer an Kinderuniversitäten.

Warum Universitäten seit der Gründung der ersten Kinderuni im Jahr 2001 in Innsbruck nun auch Lehre für Kinder anbieten, begründete Schreiber mit der Absicht, den studentischen Nachwuchs zu fördern. Dies sei vor allem in den sogenannten MINT-Fächern notwendig, da in deutschen Schulen vermutlich kein ausreichendes Interesse für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik geweckt werde. Über die vermeintlichen Erfolge von Kinderuniversitäten werde zwar häufig in den Medien berichtet. Gemäß Schreiber liegt das Augenmerk dabei jedoch auf der kurzfristigen Begeisterung der Teilnehmer. Die langfristigen Auswirkungen kämen weniger zur Sprache, weshalb Kinderuniversitäten zum Teil als reine PR-Veranstaltungen angesehen würden.

Nach dem Vorbild der bisher größten und erfolgreichsten Kinderuniversität in Tübingen, die im Jahr 2002 startete, richten sich die Veranstaltungen meist an ein großes und im Alter sehr durchmischtes Publikum. Wie Schreiber berichtete, werden damit hauptsächlich Kinder erreicht, die sich bereits für Wissenschaft interessieren. Kinder aus ländlichen Regionen hätten aufgrund der weiten Anfahrtswege einen erschwerten Zugang zu Kinderuniversitäten. Deshalb können Kinderunis die Defizite der schulischen Ausbildung laut Schreiber vermutlich nicht ausgleichen, sondern sie „funktionieren auf einer emotionalen Ebene als Freizeitgestaltung.“ Außerdem tendierten Kinderunis dazu, dass viel passiere, dies aber in wenig strukturierter Art und Weise: „Das lebendige Kalb als Anschauungsbeispiel in der Vorlesung war ein schönes emotionales Element. Für die Kinder war es aber eher störend und aufmerksamkeitsraubend“, berichtet Schreiber aus ihren Beobachtungen an Kinderunis.

„In jedem Fall erfreuen sich Kinderuniversitäten einer großen Beliebtheit. Aber wenn sie schon aufwändig organisiert werden, dann sollten sie auch nachhaltig sein“, ist Schreibers Fazit. Dabei sei vor allem wichtig, dass zu Kinderuniversitäten inhaltlich aufbauende Anschlussangebote geschaffen und nicht nur einzelne Veranstaltungen oder mehrere Vorlesungen zu unterschiedlichen Themen geplant werden. Denn wenn Kindern die Möglichkeit fehle, den geweckten Wissendurst langfristig zu befriedigen, könne dies zu Frustration führen.

Aber auch Wissenschaftler können von Kindern lernen, wie sich in der angeregten Diskussionsrunde mit Studierenden, Lehrenden und externen Besuchern zum Ende des Vortrags herausstellte. Der Drang von Kindern, die Welt mit einer gewissen Naivität zu ergründen, wobei es nicht darauf ankommt, schlaue oder dumme Fragen zu stellen, kann Wissenschaft beflügeln.

Die Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus endet in diesem Semester am 15. Mai mit dem Vortrag von Prof. Dr. Beate Illg. Die Kommunikationswissenschaftlerin der Jade Hochschule referiert zum Thema „Wächter oder Handlanger? Das Selbstbild von Journalisten in Nepal“.

Doreen Adolph