Campus

Vortragsreihe
20.05.2014
Prof. Dr. Beate Illg referiert über das Selbstbild von Journalistinnen und Journalisten in Nepal.

Prof. Dr. Beate Illg referiert über das Selbstbild von Journalistinnen und Journalisten in Nepal. Foto: Jade HS/Geert Oeser

Wächter oder Handlanger?

Wilhelmshaven. Einen Einblick in erste Ergebnisse ihres Forschungsprojekts bot Prof. Dr. Beate Illg in ihrem Vortag „Wächter oder Handlanger? Das Selbstbild von Journalisten in Nepal“ am vergangenen Donnerstag am Studienort Wilhelmshaven der Jade Hochschule.

Für ihr Forschungsprojekt führte Illg im Februar 2013 in Nepal insgesamt 24 qualitative Interviews mit Journalistinnen und Journalisten. Von besonderem Interesse war dabei, ob nepalesische Medien und die dort tätigen Journalistinnen und Journalisten eine zentrale Rolle im Prozess der Demokratieentwicklung des wirtschaftlich schwachen Landes spielen, denn die Federal Republic of Nepal wurde erst im Jahr 2008 nach Wahlen und dem Rücktritt des nepalesischen Königs ausgerufen.

Nach Illgs Angaben habe sich die Medienlandschaft in Nepal bereits seit dem Ende des von den Maoisten initiierten Bürgerkrieges im Jahr 2006 drastisch verändert. „Wer es sich finanziell leisten kann, der kann in Nepal ein Medienunternehmen gründen, da es in diesem Bereich wenig Regulierung gibt“, lautet Illgs Einschätzung.

Aus den Interviews gehe hervor, dass nepalesische Journalistinnen und Journalisten ihre berufliche Situation und ihr Arbeitsumfeld nach Beendigung des Bürgerkrieges zum Teil als gefährlicher einschätzen als währenddessen. „Der Sicherheitsaspekt von Journalistinnen und Journalisten hat in Nepal eine ganz andere Tragweite als in Deutschland“, berichtet Illg. Neben politischem Druck sähen sich nepalesische Journalistinnen und Journalisten vor allem einem hohen ökonomischen Druck ausgesetzt. Viele der Befragten erhielten nur ein geringes Gehalt und müssten sich ihren Lebensunterhalt mit weiteren Jobs absichern.

Trotz dieser Bedingungen gewann Illg den Eindruck, dass es sich viele der Befragten zum Ziel gesetzt hätten, im Sinne eines anwaltschaftlichen Journalismus Missstände aufzudecken und damit die Lebensumstände der breiten Bevölkerung verbessern zu wollen. Gerade zwischen den ländlich geprägten Regionen und der Hauptstadt Kathmandu seien die Unterschiede in den Lebensbedingungen deutlich sichtbar. Illg kommt zu dem Schluss, dass Journalisten in Nepal eher Wächter als Handlanger seien.

In einer Diskussionsrunde mit Studierenden, Lehrenden und externen Besuchern stellte Illg heraus, dass sie sich selbst bei ihren Reisen nach Nepal immer sicher gefühlt habe: „Demonstrationen sollte man meiden, aber ansonsten ist Nepal sicher, wenn man sich nicht unbedarft verhält.“ In diesem Sinne ermutigte sie Studierende bei einem Praktikum oder Auslandssemester wertvolle Lebenserfahrungen in einem Land mit einer anderen kulturellen Tradition wie beispielsweise Nepal zu sammeln.

Die Präsentation der Kommunikationswissenschaftlerin war die letzte in der Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus dieses Sommersemesters. Die Vortragsreihe wird im kommenden Wintersemester ab Ende September fortgesetzt.

Doreen Adolph