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17.06.2014

Als Lehrender im Studiengang Tourismuswirtschaft an der Jade Hochschule warf Vizepräsident Prof. Dr. Weithöner ebenso einen Blick auf die touristische Entwicklung der Insel Rhodos.

Europäische Finanzkrise

Wilhelmshaven. Rhodos. Vizepräsident Prof. Dr. Uwe Weithöner, unter anderem zuständig für internationale Angelegenheiten, hat als Vertreter der niedersächsischen Fachhochschulen vom 3. bis zum 5. Juni an einer Tagung der griechischen und der deutschen Hochschulrektoren-Konferenzen auf Rhodos in Griechenland teilgenommen. Thema der Tagung war die Weiterentwicklung der Kooperation zwischen griechischen und deutschen Hochschulen vor dem Hintergrund der Auswirkungen der europäischen Finanzkrise auf das griechische Hochschulwesen.

Ziel war es, bereits bestehende Kooperationen zu griechischen Hochschulen - trotz und wegen der bestehenden Sparauflagen und der damit verbundenen negativen Veränderungen in der griechischen Hochschullandschaft - zu intensivieren und auszubauen.

Große Herausforderungen wurden deutlich: Die griechische Regierung hat ihre Hochschulen verpflichtet, etwa 60 Prozent ihrer Kapazität zusätzlich an Studierenden aufzunehmen, wobei ihnen gleichzeitig über 50 Prozent der finanziellen Mittel gekürzt wurden. Dies betrifft die Finanzen der Hochschulen als Ganzes und beinhaltet die Gehälter des Lehr- und Forschungspersonals, wobei ein junger Dozent rund 1.200 Euro im Monat verdient bei vergleichbaren Lebenshaltungskosten wie in Deutschland.

„Wenngleich auch deutlich wurde, dass das griechische Hochschulpersonal durch sein großes Engagement trotz dieser Restriktionen mit einem international hochwertigen Niveau lehrt und forscht, wird hierin eine große Gefahr für die weitere Existenz vieler Hochschulen in Griechenland gesehen“, sagt Weithöner. Die griechischen Hochschulleitungen befürchten eine starke Abwanderung von jungen Menschen. Das stelle insbesondere dann ein Problem dar, wenn sie nach einem Aufenthalt im Ausland wegen fehlender beruflicher Perspektiven nicht wieder nach Griechenland zurückkehrten. Akademische Bildung und Forschung seien die Basis für die zukünftige strukturelle Entwicklung und daher für das Land unverzichtbar. „Für junge Leute aus Griechenland, die im Rahmen von Kooperationsprogrammen in Deutschland studieren, muss zur Motivation für die Rückkehr nach Griechenland dort eine Lebens- und Arbeitsperspektive geboten werden. Nur dann wird Bildung und Forschung eine Basis für die langfristige strategische Entwicklung des Landes bilden“, betont Weithöner.

Diese Ansichten sind in ein Memorandum eingeflossen, das die Hochschulrektorenkonferenzen beider Länder verabschiedet haben. Hierin wird die Bedeutung der akademischen Ausbildung und der Forschung für die Entwicklung Griechenlands angesichts der aktuellen Krise dargelegt.

Das Memorandum richtet sich an die deutsche und die griechische Regierung sowie Vertreter der Europäischen Union. Es wird gefordert, keine pauschalen, flächendeckenden Kürzungen der finanziellen Mittel für die Hochschulen und damit für Forschung und Lehre vorzunehmen. Es ist nach konkreter Analyse zu entscheiden, an wecher Stelle Kürzungen gleichsam die strategische Entwicklung blockieren und deshalb unterbleiben sollten. Dazu fordern die Rektorenkonferenzen in ihrem Memorandum die Einrichtung einer internationalen und unabhängigen Expertenkommission, die die griechische Regierung hinsichtlich der unvermeidlichen Kürzungen im Hochschulwesen berät, damit diese zielgerichtet und im Sinne einer Chancenentwicklung und Zukunftsperspektive für das Land durchgeführt werden können.

Als Lehrender im Studiengang Tourismuswirtschaft an der Jade Hochschule warf Prof. Dr. Weithöner ebenso einen Blick auf die touristische Entwicklung der Insel. Auch hier besteht aus seiner Sicht Anlass zur Sorge, da die touristische Infrastruktur auf Rhodos vielerorts tendenziell am Ende ihres touristischen Lebenszyklus angekommen sei. Ein erheblicher Renovierungsbedarf bis hin zum Verfall einzelner Hotels sei unverkennbar. „Wie es hier tourismuswirtschaftlich und touristisch weitergehen soll, ist ebenfalls eine unbeantwortete Frage, die nicht systematisch bearbeitet wird, obwohl der Qualitätstourismus ein wichtiger strategischer Wirtschafts- und Erfolgsfaktor für eine nachhaltige positive Entwicklung des Landes sein sollte“, erklärt Weithöner.